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Channel: Der Pfotenblog - Rund um den Hund
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Na du hast ja auch einen Pudel!

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Kürzlich ein Gespräch. Es ging um einen tollen Hund, ein tolles Team. Der kleine Terrier ist mutig, eigenständig, intelligent, jagdbegeistert, zu anderen Hunden gerne mal stinkstiefelig, vor allem an der Leine, und insgesamt sehr kernig. Nicht ungewöhnlich für einen Terrier. Er ist auch wirklich gut erzogen - aber es steckt auch viel Frust, viel Arbeit und mancher Rückschlag in dem Hund.
Natürlich versucht man dann, eigene Gedanken, Beobachtungen einzubringen, vielleicht einen Denkanstoss zu geben oder darauf hinzuweisen, wo jemand vielleicht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht (Ich als bekennender Klugscheisser tue das jedenfalls, wenn ich die Leute mag). Gerade, wenn viel Frust im Spiel ist, kommt dann natürlich immer "Das hab ich schon... Das geht nicht... Das wird nie..." Da gibts dann halt nur eine Antwort: Dranbleiben, nicht aufgeben, konsequent, gradlinig, sturer als der Hund sein!
Dafür erntete ich dann so einen gewissen Blick und die Worte: Sibylle, bitte - DU hast ja auch einen Pudel!

Stimmt. Und ich weiß auch ganz genau, warum.

Perspektive

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Es ist doch immer alles eine Frage des Blickwinkels. Bei unserem morgendlichen Nachbars-Hunde-Spieletreff bin ich die "Böse". Der arme Blacky darf nicht mehr gefüttert werden, muss ab und zu ruhig abliegen, muss für ein Leckerlie etwas tun (und nicht nur lieb gucken)... ach, das Frauchen ist so streng mit dir, Blacky!
Ganz im Gegensatz dazu der gestrige Abend, eine Verabredung im Biergarten mit einer Reiterkollegin, um einen bevorstehenden Wanderritt zu besprechen. Nach einer knappen Stunde Autofahrt gings natürlich erst mal 20 Minuten Laufen. Das brave Liegen neben mir im Biergarten ist noch nicht wirklich gefestigt, der Hund steht noch alle paar Minuten wieder auf. Dann wird er wieder ins Platz geschickt, aber freundlich, würde ich ihn anmotzen, könnte er gar nicht mehr liegen - wenn Blacky unsicher ist, legt er sich einfach nicht gerne, das fällt ihm schrecklich schwer. Man muss halt immer auch beachten, ob der Hund etwas nicht will - oder tatsächlich, physisch oder psychisch (noch) nicht kann. Für mich ist so ein Biergartenbesuch also ganz klar eine Übungssituation, das klappt natürlich noch nicht supergut, bedarf viel Aufmerksamkeit, Leckerlie und Geduld.
Und der Kommentar der Reiterkollegin dazu: "Dein Hund ist ganz schön verwöhnt!"

Tja, so kanns gehen. Ich, die Böse, verwöhne meinen Hund. Ich schüttel über beide Extreme insgeheim den Kopf. Weder ist es Schikane, einen Hund zu erziehen - noch ist es verwöhnen, wenn man dem Hund zugesteht, dass er etwas eben noch nicht kann. Man muss doch nicht immer gleich annehmen, dass der Hund nur "Testen" will oder "sich nichts sagen lässt". Klar findet der es blöd, zwei Stunden ruhig unter einem Tisch zu liegen, rundum Menschen und Lärm. Ich würde das auch blöd finden, und immer mal anfragen, ob wir endlich wieder gehen können ... und wenn ich ein Hund wäre, dann würde ich garantiert hartnäckiger und öfter nachfragen als mein sanftes Pudelchen, da bin ich ganz sicher.

Aber ich nehme die Kommentare anderer Leute zu meinem Umgang mit dem Hund nicht übel, ganz im Gegenteil - denn es ist immer gut, ein Feedback zu bekommen und damit einen Anlass, über das eigene Verhalten konkret nachzudenken und evtl auch mal zu korrigieren. So kann man am besten zu einer klaren Linie finden.
Auf jeden Fall hat Blacky heute morgen beim Spieletreff so prompt und so lange Platz gemacht wie noch nie. Manchmal muss auch ein Hund eben erst mal drüber schlafen. Und ich versuche, bei meiner Linie zu bleiben - konsequent, aber freundlich und verständnisvoll.

Zusammen macht es noch mehr Spaß

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Es ist ja so eine Sache mit Bällen in einer Gruppe von Hunden - wenn da einer dabei ist, der meint, das Spielzeug verteidigen zu müssen, kann das auch mal schiefgehen. Diese drei sind alle noch sehr jung - zwischen 7 und 18 Monate - und der einzige, der Ansätze zur sogenannten Ressourcenverteidigung zeigt, ist bisher ausgerechnet Blacky. Allerdings nur, wenn ich den Ball geworfen habe (was ich selten tue), ansonsten interessiert er sich nicht wirklich für Bälle oder andere Spielsachen. 
Im seltenen Fall, dass ich einem anderen Hund mal ein Leckerlie geben möchte, schiebe ich Blacky vorher betont zur Seite, denn er würde sonst versuchen, den anderen Hund durch Schnappen und Knurren zu verjagen. Ebenso, wenn ich einen anderen Hund streicheln möchte. Wen ich streicheln oder füttern will, entscheide ich - aber es ist wichtig, dass dem Hund auch deutlich mitzuteilen - vorher, und nicht hinterher, wenn er schon geschnappt hat! Wenn ich allerdings mit Blacky beschäftigt bin und ein anderer Hund schiebt sich dazwischen, wird der weggeschickt. 
Und alle anderen Hundebesitzer haben strengstens Fütterverbot für Blacky. Nicht nur dass mich das Betteln nervt, ich finde, es verursacht auch unnötige Konkurrenz unter den Hunden. Erstaunlich, wie schwierig es ist, manchen Menschen das klar zu machen! Spannend sind dann auch immer die Diskussionen, die unter den Haltern entstehen. Weder ist ein Hund, der Ball oder Futter verteidigt "nicht lieb", oder eifersüchtig, oder aggressiv oder sonstwas. Es ist ein normales Verhalten, dass man als Hundebesitzer eben erkennen muss und entsprechend lenkend eingreifen. Und es gibt Hunde, bei denen man es besser nicht darauf ankommen lässt. Wenn ab und an die schon etwas ältere Retrieverdame Cleo vorbeikommt (die überhaupt nicht spielen möchte, aber Herrchen will quatschen...), sammel ich gnadenlos und ohne Rücksicht auf Proteste sofort alle Bälle ein, denn Cleo zeigt sehr deutlich, dass sie nicht vor hat, Spielzeug mit den anderen zu teilen.
Ob unsere Gruppe aus jugendlichen Rabauken noch lange so friedlich miteinander Ball spielt? Mit dem Älterwerden ist es mit der friedlichen Eintracht auch manchmal vorbei - und das durchaus auch unter Hunden, die sich schon lange kennen. Umso wichtiger ist es,  bei Konflikten die Oberhand und die Kontrolle zu behalten - finde ich.






Kuschelmonster

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Ein Pudelwelpe ist ja so ungefähr das weicheste, kuscheligste und bezaubernste was es gibt. Man würde ihn am liebsten knuddeln, streicheln, an sich drücken und natürlich mit ins Bett nehmen. Bei mir dürfte ja auch ein haarender und stinkender Hund mit ins Bett - und so ein Pudel, nichthaarend und wohlriechend, natürlich erst recht.
Blacky allerdings hatte da anderes im Sinn. Gestreichelt werden - ja, aber bitte nur kurz und ganz sachte. Jedes zu dolle Knuddeln oder gar umarmen hatte sofortigen Rückzug unters Sofa zur Folge. Selbst, wenn er mal kam, um sich anzuschmiegen - kaum fasste man ihn an, oder bewegte sich auch nur, war er wieder weg. Und im Bett schlafen - Nein Danke!
Für mich war das ok, für Paula natürlich eine Enttäuschung. Und wie Kinder halt so sind, reichte ein genervter Blick von Blacky nicht immer als Mahnung. "Mama er hat mich angeknurrt!". Tja, dann lass ihn halt in Ruhe. Für ein Knurren wird nicht der Hund getadelt, sondern der, der ihn überhaupt so bedrängt hat (und ich selbst, dafür, dass ich nicht früher dem Hund zur Hilfe geeilt bin). Mein Hund darf knurren, und ja - wenn sein Knurren nicht geachtet wird, dann darf er tatsächlich auch mal abschnappen. Ich halte es für wichtig, dem Hund seine Warnsignale nicht abzutrainieren!
Natürlich ist Paula kein Kleinkind mehr gewesen - und Blacky hatte schon immer eine extrem gute Beisshemmung, er hat auch im Spiel niemals auch nur gezwickt.
Mir gegenüber hat Blacky allerdings nie geknurrt. Auch nicht, wenn ich unangenehme Dinge gemacht habe, wie bürsten usw - aber er hat halt von Anfang an gelernt, dass ich sein Unwohlsein erkenne und berücksichtige. Nicht, indem ich mich komplett zurückziehe - sondern indem ich langsamer vorgehe, ihn nicht überrumple und ihm Zeit gebe. Annäherung und Rückzug heisst das Prinzip.
Jedenfalls - auch wenns schade war - wir haben uns damit abgefunden, eben keinen Kuschelhund zu haben. Und vielleicht gerade deshalb ist Blacky seit einigen Wochen doch zum großen Schmuser geworden. Auf einmal geniesst er es, gekrault zu werden, Paula darf den Arm um ihn legen, und er krabbelt ins Bett und schmiegt sich an. Inzwischen macht er sich sogar ganz schön breit!
Es lohnt sich, den Hund so zu nehmen, wie er eben ist. Das ist die Basis für Vertrauen, und Vertrauen ist die Voraussetzung für Nähe und Bindung.

Und wie meinte eine Freundin zu mir (Achtung, Scherz!!!): "Oh je, jetzt wird er also doch noch dominant! Pass bloss auf, heute schläft er im Bett, morgen frisst er dich auf!!"

Rudelstellungen ?!?

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Wer hat noch nicht vom vorderen Bindehund gehört? Leute, seid froh. Mir ist heute morgen der Kaffee auf die Tastatur gefallen, als ich ausgerechnet im Online-Angebot des ZDF auf eine Info-Seite zur Rudelstellungstheorie gestossen bin. Oh mein Gott - liebe Kollegen, ich schäme mich zutiefst für das deutsche Fernsehen!!!

Der Schreck in der Morgenstunde hat mich zu untenstehender Mail bewogen. Aber zuerst eine Bitte:

Liebe Leser und Lersinnen, liebe Pudelfans und Hundekenner, macht mit! Mailt an das ZDF, sorgt dafür, dass dieser Blödsinn nicht noch mehr Plattform bekommt!

Die Adressen:


 zuschauerredaktion@zdf.de
 pressestelle2@zdf.de

Sagt es weiter, teilt es auf Facebook - das sind eure Gebühren, mit denen Werbung für Frau Ertel und Frau Nowak (deren Bücher ich eigentlich mochte...) gemacht wird!

Und hier die Mail:

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Kollegen,

als Journalistin und Hundebesitzerin habe ich mit Entsetzen dieses Online-Angebot auf ZDF.de zur Kenntnis genommen:

http://www.zdf.de/die-hundefluesterin/rudelstellungen-32032610.html

Ich frage mich, ob sie auch nur minimale journalistische Recherche betreiben, bevor Sie Texte veröffentlichen?
Die Rudelstellungstheorie ist derartiger Hokuspokus, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Sie steht im Widerspruch zu allen Erkenntnissen der Verhaltensbiologie und der Genetik. Wenn Sie sich darüber informieren möchten, empfehle ich ein Gspräch mit einem Verhaltensbiologen Ihrer Wahl oder mit einem Experten wie Günther Bloch oder Dorit Feddersen-Petersen.
Nicht nur, dass Sie krude Behauptungen als Fakten verbreiten - Sie unterstützen damit auch die Geschäftemachereien und äusserst rüden Gebaren von Frau Ertel. Wie die Seminare mit Freu Ertel und Frau Nowak ablaufen, schildert dieser Erfahrungsbericht:

http://serendipity-le.blogspot.de/2014/06/maja-nowak-und-die-vererbte.html?spref=fb

Ich freue mich über eine Richtigstellung.

Herzliche Grüße,  Sibylle Roderer

Klartext Hund: Hilfe, in unserer Rudelstellung fehlt die Nr.2!

Der Reitbegleithund

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Gestern habe ich einen wunderschönen, entspannten Ausritt durch Wald und Obstbaumwiesen, mit Pause zum Kirschenklauen ;-) zum Anlass genommen, für mich Bilanz in Sachen Reitbegleithunde-Ausbildung zu ziehen - und ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden!
Allgemein heisst es ja immer, der Hund soll zuerst fertig ausgebildet sein, bevor man ihn mit ans Pferd nimmt. Das habe ich anders gehandhabt, bei mir lief das parallel.


Meine Ausbildungsnotizen sind ganz schön lang geworden, wens interessiert: Bitte auf "Weiterlesen" unten klicken. Und über Kommentare freue ich mich bei diesem Thema besonders! Was macht ihr anders? 

Blacky war schon am ersten Tag mit mir im Stall und ist ein Stückchen mit spazierengegangen. Da hat natürlich jemand anders das Pony geführt und der Welpe war ziemlich oft auf dem Arm. Das frühe Kennenlernen hat den Vorteil, dass ein Welpe sich ja eher nicht traut, ein Pferd zu verbellen oder vertreiben zu wollen - und bevor die selbstbewusstere, freche Phase kommt, ist er an die Pferde schon gewöhnt und findet sie nicht mehr aufregend.
Schon gleich zu Anfang zeichnete sich ab, was Blacky zu einem guten Begleiter macht:

- Er ist generell vorsichtig und hat von Anfang an Abstand zu den Pferden gehalten. Das ist sehr viel einfacher, als ein Hund, der dazu tendiert, nah ran zu gehen. Am schwierigsten finde ich Hütehunde mit ihrer Neigung, in die Füsse zu beissen - das ist wirklich gefährlich. Das ist auch gleichtzeitig ein wichtiger Punkt für die Ausbildung: Damit der Hund nicht in Gefahr gerät, muss er unbedingt lernen, dass ER ausweichen muss. Bei uns gab es also von Anfang an kein vorsichtiges Ausweichen, kein Herumschleichen um den Hund - wer vor die Füsse kommt, hat Pech gehabt! Dazu muss man den Hund natürlich nicht treten - aber es muss klar sein, dass er aufmerksam sein muss.  Meine körperlichen Grenzen sind zu achten - ebenso wie der Raum, den das Pferd einnimmt.
Wenn ich mal mehr Unterordnung machen möchte und ein klassisches "Fuß" am Bein erarbeiten muss, wird das natürlich ein gewisser Interessenskonflikt - aber da geht mir Sicherheit weit vor gute Noten in irgendeiner Prüfung.
Eine laute und schroffe Ermahnung gibt es, wenn er zu dicht vor dem Pferd laufen will: "Blacky, weg da!!" oder "Achtung!" und in der allergrößten Not habe ich auch schon mal vor dem Pferd mit der Gerte rumgewedelt, um ihm klarzumachen, dass man Abstand halten muss. Hier geht mir Sicherheit vor Nettigkeit.

- Von klein an war Blacky ein "Mitläufer". Er ist am zufriedensten, wenn er einfach in einer Gruppe herumstromern darf. Das macht ihn vermutlich nicht zum erfogversprechenden Sporthund - dafür fehlt ihm einfach der Ehrgeiz. Wo andere gelangweilt sind und den nächsten Ball geworfen, das nächste Leckerlie versteckt bekommen wollen, ist Blacky gerade happy. Seine allgemeine Verträglichkeit und Bereitschaft, jeden - ob Mensch, Pferd oder Hund - als Gruppenmitglied zu akzeptieren und sich anzupassen macht ihn für mich zum idealen Begleiter. Wenns Ansprache gibt - prima. Wenn nicht - auch. Einfach ein stressfreier kleiner "Langweiler" - wunderbar. 

- Blacky hatte als Welpe einen sehr starken Folgetrieb, den ich ganz bewusst verstärkt und erhalten habe. Einerseits durch extrem häufiges Heranrufen und Belohnen, jetzt auch noch durch den "Superrückruf", die Pfeife, erweitert. Ein guter Rückruf ist sowieso das Wichtigste! Andererseits durch die Devise: Wer nicht schaut, verliert den Anschluss - gnadenlos. Beim Welpen ist das natürlich erst mal nur ein Weglaufen, laut rufend und gut sichtbar. Später kann man sich auch mal verstecken. Sehr früh habe ich - gemein gemein - dem kleinen Hund auch gezeigt, wie schnell so ein Pferd ist. Ein kurzer Galopp und die Sache war klar. Inzwischen bietet Bonni schon von sich aus einen Sprint an, sollte der Hund mal irgendwie ausser Sicht verschwinden, und das Geräusch galoppierender Hufe zieht Blacky schneller heran als jedes Rufen. Er will keinesfalls den Anschluss verlieren.
Wenn man bewusst einen Reitbegleithund sucht, ist es also meiner Meinung nach sehr sinnvoll, eine Rasse mit viel "Will to Please" und wenig Eigenständigkeit zu wählen. Das macht das Leben leichter.
Natürlich ist Freilauf trotzdem nicht ohne Risiko, und daher muss der Hund z.B. in der Nähe von Strassen an der Leine laufen können.

- Leinenführigkeit hatte und hat für mich eine ganz hohe Priorität. Ziehen an der Leine ist natürlich auf dem Pferd extrem unangenehm, denn es bringt den Reiter aus der Balance. Beim Reiten ist es außerdem sehr wichtig, dass der Hund nicht kreuzt und so unter die Hufe geraten kann. Vorbeidrängeln war daher von Anfang genauso tabu wie Ziehen. Ebenso bleibe ich bewusst nicht stehen, wenn der Hund stehen bleibt. Denn auch ein leichter Hund wie Blacky kann den Reiter aus dem Sattel ziehen, wenn er plötzlich stehen bleibt. Natürlich merkt man, wenn der Hund gerade das dringende Bedürfnis hat, Stehenzubleiben, und dann lasse ich ihn auch mal Schnüffeln oder Pinkeln. Aber ICH halte an und gebe die Erlaubnis.
Gleichzeitig ist es aber extrem wichtig, dass der Hund die Leine positiv verknüpft und gerne entspannt an der Leine geht. Einen gestresster Hund neben dem Pferd herzuschleifen, geht gar nicht. Er muss ja voll ansprechbar sein, wenn wir zum Beispiel eine Strasse kreuzen, ruhig bleiben, wenn wir an Leuten vorbeireiten wollen und auf seinen Weg und den des Pferdes achten. Das sind hohe Anforderungen und unter Stress kann der Hund das nicht leisten.
Ich habe mich beim Leinentraining also um kurze, für den Hund positive Sequenzen bemüht. Als Welpe war er immer nur minutenweise an der Leine, am Pferd haben wir erst vor kurzem damit angefangen, und auch erst dann nur wenige Minuten. Es gibt viel Lob und Leckerlie und häufigen, freundlichen Blickkontakt. Auch das Anleinen wird häufig belohnt - denn beim Reiten brauche ich einen Hund, der sich auf Kommando an meinem Bein hochstellt und ruhig steht, bis ich die Leine angehängt habe. Daher gilt auch am Boden: Wenn ich anleinen möchte, gehe ich nie zum Hund, sondern lasse ihn zu mir kommen und sich so "einparken", dass ich die Leine bequem drankriege. Diese Übung beherrscht Blacky sehr gut - da hat eher das Pony noch mal Nachhilfe in Sachen Still Stehen gebraucht...

- Super wichtig - das Thema Jagen. Auch hier sehe ich bei Blacky keinen starken Trieb, aber durchaus vorhanden.  Daher ist die Leinenführigkeit sehr wichtig, denn wenn er vor lauter Gerüchen zu aufgeregt wird und mir nicht mehr ansprechbar erscheint, bekommt er eine Pause an der Leine. Ansonsten natürlich Rückruf wieder und wieder, die Pfeife und ständige Aufmerksamkeit von mir, um jedes Vorstehen sofort zu erkennen und zu bestärken.

- Auf dem Weg bleiben. Sowieso sinnvoll - und das war wirklich langwierig. Inzwischen klappts, nach 100 000 mal rausrufen und Leckerlie auf den Weg schmeissen.

- Und das Einzige, was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet hat: Bellen, wenn's flotter wird. Das schwierige beim Thema Bellen ist, dass man nicht wirklich das Bellen abstellen kann, man kann nur die Ursache abstellen. Denn Bellen hat der Hund nur teilweise unter Kontrolle, es ist, wie einem Menschen zu verbieten, rot zu werden oder zu weinen.
Ein reines Aufforderungsbellen abstellen ist einfach. Mit Blackys Reitbegleithunde-Kollegin Flöckchen haben wir das schnel geschafft. Flöckchen ist dem Aussehen nach ein Windhund-Mix. Sie ist grlücklich, wenn sie rennt. Gleichzeitig mag sie sich aber nicht von der Gruppe entfernen. Also sollen alle rennen. Flöckchen hat also immer "Schneller! Schneller!" gebellt. Als ich sie kennen lernte, war sie schon an dem Punkt angekommen, die Pferde bei jeder Bewegung anzubellen. Die Therapie erforderte lediglich Geduld. Bei jedem Bellen war, egal aus welcher Gangart, sofortiges Stoppen angesagt. Super Übung für die Pferde. Und dann hiess es Stehen. Während der kleine Hund immer frustrierter und lauter gebellt hat, wogür sie aber überhaupt keine Beachtung, nicht mal einen Blick geerntet hat. Sobald sie aufhörte und wegschaute, ging es weiter, nur damit es gleich wieder von vorne losging. Statt Ausreiten war also überwiegend Rumstehen angesagt... aber, obwohl Flöckchens Frauchen es nicht glauben wollte, der Fall war nach einigen wenigen Ausritten erledigt. Flöckchen hat seit Monaten nicht mehr gebellt.
Bei Blacky, der kein Galopphund, sondern ein Trabhund ist, hatte das Bellen andere Ursachen. Vor allem Aufregung, teils auch "Hey! Mach langsamer!". Stehenbleiben half gar nichts, denn das kam ihm ja gerade recht. Ich habe versucht, ihn hinten zu halten - das hat ihn noch mehr aufgeregt, er kann im Schritt oder Trab oder Tölt hinter und neben dem Pferd laufen - im Galopp schoss er vorbei. Bellend. Und kam dabei auch noch dicht vors Pony. Gott sei Dank passt Bonni so gut auf ihn auf. Aus! oder Schimpfen machte es noch schlimmer. Ich muss sagen, ich komme mir blöd vor, dass ich solange gebraucht habe, um das Problem zu verstehen... Irgendwann habe ich mir selber dabei zugehört, wie ich jemandem erkläre, dass man immer das erwünschte Verhalten loben muss, als es endlich klick machte. Beim nächsten Ausritt: Sanft angaloppiert und sofort den Hund gelobt, bevor der überhaupt Bellen konnte, und durchpariert. Und wieder, und wieder. Inzwischen läuft der Hund im Galopp entspannt schräg vor uns und bellt nur noch selten.

- Nicht zu anderen Hunden oder Menschen hinlaufen: Da haben wir uns nicht immer mit Ruhm bekleckert. Gott sei Dank gab es nie Probleme. Es wird natürlich immer und überall geübt, wird immer besser, ist aber natürlich noch nicht gut genug (ist es das jemals?). Das inzwischen nachlassende Interesse an anderen Hunden ist eine große Erleichterung. Zum Glück kommt Blacky immer hinterher, so dass ich oft einfach in die Gegenrichtung Gas gegeben und "Weiter!" gebrüllt habe - inzwischen ist das "Weiter" einigermassen drin. Das Bei Fuss gehen oder Ablegen bei Ablenkung wird noch geübt...geübt...geübt...

Das alles hat sich mit der Zeit entwickelt, ist natürlich noch nicht perfekt und "kostet" ständige Aufmerksamkeit und etliche Leckerlie. Aber es macht viel Spaß und klappt besser, als ich mir zu Träumen gewagt hatte. Vor allem aber, weil ich das weltbeste Pony habe! Ohne ein Pferd, das immer cool bleibt, das von sich aus auf den Hund aufpasst und das man ohne Probleme einhändig reiten kann, stelle ich mir die Hundeausbildung ziemlich anstrengend vor.

Unsere Verwandten!


Die Antwort vom ZDF zum Thema Rudelstellungen

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So, heute im Postfach:

Sehr geehrte Frau Roderer,
vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.

Die Rudelstellung gehört zur Methodik unserer Hundeflüsterin Maja Nowak. Den dazugehörigen Artikel auf der ZDF-Internetseite haben Sie bereits entdeckt. Inhaltlich geht es dabei hauptsächlich um die besondere Rolle, die ein einzelner Hund innerhalb eines Rudels übernimmt.
So wie jeder Mensch eine andere Rolle und Funktion in unserer Gesellschaft einnimmt, kann das auch bei einem Hund sein. Die Funktion, die ein Hund im Rudel übernimmt, prägt seinen Charakter meist entscheidend. Daher ist die Rudelstellung ein wichtiger Faktor, der bei der Hundeerziehung berücksichtigt werden sollte.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre ZDF-Zuschauerredaktion



Aha. Mal nett abgespeist. Meine Antwort (mal sehen, ob noch was kommt):

Danke für Ihre Antwort.
Ich würde mich über einen Kontakt zu einem verantwortlichen Redakteur freuen. Denn die "angeborene Ruhestellung" ist weit davon entfernt, irgendeiner Wahrheit, wissenschaftlichen Erkenntnis oder der Auffassung von Verhaltensbiologen oder Hundekennern zu entsprechen. 
Ich hätte auch gerne eine Stellungnahme zu den Geschäftspraktiken der von Ihnen zitierten "Experten" - namentlich Frau Ertel und Frau Nowak. 
Es ist Ihnen vielleicht nicht bewusst, aber das Thema schlägt in der Hundeszene hohe Wellen - und das ZDF blamiert sich gerade ganz gewaltig.

Sie könnten ebenso die Ansichten amerikanischer Kreationisten als Fakten verbreiten, oder die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe.

Mit Journalismus hat das nichts zu tun.

Viele Grüße, 

Sibylle Roderer

Der Schwachsinn der Woche

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Eigentlich widerstrebt es mir, das Rudelstellungs-Forum  zu verlinken. Trotzdem - DAS ist es wert.
Wenn dem Hund der passende "Stellungspartner" fehlt, einfach ab zu Ikea und einen Stoffhund kaufen.

Echt jetzt.

Leider kann man in diesem Forum nicht mitschreiben, wer zu "dumme" Fragen stellt - zum Beispiel: "Wie passt diese Theorie zu sämtlichen Erkenntnissen der Verhaltensbiologie oder Genetik? - oder gar kritisch ist, fliegt sofort raus.

Mann Mann Mann.

Kompaniiiieee Haaalt!

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Es kann ja jeder machen wie er will. Es gibt so viele Hundeerziehungsmethoden, manches ist einfach Unsinn, manches passt einfach nur nicht zu jedem. Zu mir passt es eindeutig nicht,  bei jeglicher Sichtung von Fahrrädern, Hunden, Menschen, Pferden, UFOs oder dem Yeti den Hund sofort ins Sitz zu befehlen und abzuwarten, bis sämtliche mobilen Elemente unserer Umwelt an uns vorbeigezogen sind. Nervt mich einfach kolossal, wie ich bei einem gemeinsamen Spaziergang zu dritt unlängst herausfinden durfte.
Ich gehe gerne mit anderen Spazieren, ich finde es immer eine gute Übungssituation und man kann unheimlich viel lernen. Vorbildfunktion haben für mich die Menschen, die unaufgeregt mit ihrem Hund kommunizieren, präsent sind, den Hund zwar stets im Auge haben, aber weder ständige Kontrolle ausüben noch Aufhebens um alles machen. Wo man eine Verbindung und gegenseitiges Vertrauen spürt. Da reicht es dann, den Hund leise herbeizurufen, ihm zu signalisieren "Bleib bei mir" und einfach ruhig seines Weges zu gehen. Der Hund fühlt sich sicher, und der Yeti auch... (und nichts spricht dagegen, die Leine dran zu machen, damit z.B. Kinder oder andere Hundehalter wissen, dass man den Hund definitiv unter Kontrolle hat). Das ist es, was ich will. So soll es sein. Es ist ein langer Weg dahin, aber immer öfter habe ich das Gefühl, dass Blacky und ich zumindest am Anfang dieses Weges stehen.
Umso irritierender fand ich es dann, jede, wirklich jede Begegnung mit allem und jedem mit einem "Achtung! Yeti!" und an die Seite gehen und Sitz und Platz und sei ruhig und Leckerlie und und zu einem weltbewegenden Ereignis zu machen. Mag sein, dass es "pöbelige" Hunde beruhigt oder kontrollierbarer macht - ich persönlich zweifle daran. Pöbeln hat immer mit Stress zu tun, und Stress wird durch Bewegung immer besser, aber beim Stillhalten schlimmer und entlädt sich dann eher in Bellen und Aufregung. Der Hund kann den "Yeti" viel länger fixieren - die Vorstufe zum Pöbeln. Und der Mensch ist in Bewegung interessanter als wenn er herumsteht, Leckerlie oder nicht.
Nein,  mein Mantra bleibt Weitergehen Weitergehen Weitergehen - besonders, wenn es schwierig wird. Oder wenn ich einfach mal irgendwo hin will. Sonst käme ich hier bei schönen Wetter überhaupt nicht vorwärts.
Trotzdem war das natürlich eine gute Übungsgelegenheit. Man kann nie genug Platz üben...

Warum eigentlich Rudelstellung?

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Dass ich mit den vererbten Rudelstellungen nicht viel anfangen kann, ist wohl deutlich geworden. Warum beschäftigt es mich dann so? Ich rege mich ja über andere seltsame Theorien auch nicht so auf. Und es dürfte völlig klar sein, dass man Anhänger dieser Theorie mit Argument oder Logik nicht überzeugen kann, dass ihre Glaubenssätze falsch sind. RS ist ein Ideologie in Reinkultur, und es ist ein wohlbekanntes Phänomen, wie Ideologien funktionieren. In der Soziologie ist der Prozess, wie sich Ideologien gegen Widersprüche und Gegenargument abschotten und immunisieren, so der Fachbegriff, gut erforscht und erklärt.

Es interessiert einen RS-Anhänger nun mal auch überhaupt nicht, was die Wissenschaft dazu zu sagen hätte, weder die Verhaltensbiologie, noch Mendel oder Darwin, es ist völlig wurscht, dass der Hund überhaupt nicht in Rudeln lebt, sondern mit und vom Menschen - er wandert nicht, er jagt nicht im Verband, denn er lebt beim Menschen oder in dessen Nähe und wird vom Menschen ernährt oder lebt von dessen Abfall.  Der Hund schliesst sich lediglich, wenn er nicht im menschlichen Haushalt lebt,  instabilen und vorübergehenden Zweckgemeinschaften an. Hunde kooperieren selten miteinander, weil sie es gar nicht müssen. Semi-solitär nennt man diese Lebensweise.

Es ist also völlig egal, ob die Ideologie wissenschaftlich ist, oder logisch, oder empirisch untermauert. Warum ist sie dennoch so erfolgreich? Findet Anhänger, die viel Geld bezahlen, die ihre Hunde abgeben, die klaglos hinnehmen, dass es sich um Geheimwissen handelt, dass nur eine Person besitzt?Das ist ein Gedanke, der mich dazu bewogen hat, ein bisschen ausführlicher im Rudelstellungssforum zu lesen. Es wäre zu einfach, zu glauben, dass alle Anhänger dieser Theorie einfach alle nur dumm sind. Auch wenn ich - nach wie vor - nicht denke, dass doch "was dran" ist. Ich glaube aber, ich verstehe jetzt ein wenig besser, was der Reiz an der Sache ist und warum diese Ideologie so gut funktioniert. Denn sie liefert etwas, das viele Hundehalter verzweifelt suchen.

Das Klientel - die Mehrhundehalter

Wen spricht das Ganze überhaupt an? Zuerst mal Hundehalter, die Probleme haben/hatten. Vor allem Mehrhundehalter. Da kann man tragische, schlimme Geschichten lesen. Von völlig unharmonischen Hundegruppen. Von Beissereien. Und vor allem davon, dass die Halter diese Gruppen - oder von mir aus Rudel - nicht zu führen wussten.

Oft wurden Hunde zusammengeworfen, die gar nicht zusammen passten. Sei es die klassisch schwierige Konstellation Wurfgeschwister, oder Mutter-Tochter. Oder der verhätschelte deutsche Sofahund bekommt den überlebenskampfgestählten Strassenhund vorgesetzt. Der alte Hund den Welpen, mit dem er überfordert ist. Ein ohnehin unsicherer Hund einen weiteren Angsthund, den er nun auch noch verteidigen und beschützen muss. All das KANN gut gehen - unter kompetenter Führung des Menschen. Nun fehlt es den meisten Leuten sowieso schon an dem Willen, den Hund zu führen. Oft kam der Zweithund ja gerade deshalb, weil man sich erhoffte, der Ersthund würde dadurch umweltsicherer werden. Es gibt sogar Hundetrainer, die zu so etwas raten, was ich unverantwortlich finde. Einen Zweithund sollte man sich zulegen, wenn mit dem ersten alles gut ist. Meine Meinung.

Die Hunde werden zusammengeworfen, haben zu wenig Platz sich aus dem Weg zu gehen, es werden ständige Konkurrenzsituationen um Futter, um Aufmerksamkeit, um Spielzeug, um Liegeplätze geschaffen, es werden Konflikte einfach zugelassen - die Hunde werden das schon klären.Das Ergebnis ist oft genug Stress. Aus genug Stress werden ernsthafte Auseinandersetzungen. Aus genug Auseinandersetzungen werden ernsthafte Feindschaften, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen, die zu gefährlichen Angriffen führen können. Oder ein Hund tritt den inneren Rückzug an, wird regelrecht depressiv. Oft kommt es auch zu vermehrten Problemen mit Umweltreizen oder fremden Hunden. Das ganze Rudel gerät ausser Kontrolle.

Mehrhundehaltung ist anspruchsvoll und schwierig. Umso mehr, je schlechter die Hunde in Rasse, Neigungen, Sozialisierung und Temperament zusammenpassen.Nun ist es aber böse böse böse, einen Hund abzugeben, weil er nicht "passt". Auch, wenn das der einzige richtige Weg wäre.

Aber jetzt ist alles anders, denn mit RS kommt ein Ausweg! Endlich muss man sich nicht mehr sagen: Ich habe Scheisse gebaut. Ich habe die falschen Hunde zusammengeschmissen, ich habe das Rudel falsch oder gar nicht geführt, ich bin nicht mal fähig einen Hund zu führen, wie soll ich das mit Dreien (Zweien, Fünfen....) schaffen.Nein, man kann einfach sagen: Oh ich Arme, ich kann nichts dafür, ich habe zwei NLH! Einer muss weg! Das tut mir so leid, aber ICH kann nichts dafür. Die heilige Barbara hat es gesagt (und ja, oft genug hat sie damit wahrscheinlich auch Recht...und der eine oder andere Hundetrainer hat vielleicht vorher schon dasselbe gesagt, wurde aber dafür umgehend gefeuert, weil er keine so hübschen Buchstaben zur Erklärung hatte. Sondern nur ein: Das ist Mist, was hier läuft, Schluss damit! Und wer will das schon hören.)

Keine Schuldgefühle mehr! Am besten findet man gleich noch passende neue Rudelmitglieder. Und wie geht das? Erst mal durch Einschätzung von Barbara Ertel. Hmm.

Aber dann - ganz wichtig! Die Hunde müssen nicht nur in den Stellungen passen - auch Alter, Körpergröße und die Frage, ob sie stellungschwach sind oder stellungsstark ist wichtig, und ob sie sich mögen. Ein stellungsschwacher (ich übersetze das mal mit schlecht sozialisierter und unsicherer) Hund sollte keinen Welpen dazu bekommen, weil dieser sich sonst nicht gut entwickeln kann. Ach was. Ich nenne das: Schaut sich den Mist vom Althund ab. Nicht gut. Außerdem ist es wichtig, dass die Hunde sich auf neutralem Boden kennenlernen dürfen. Dass sie genug Zeit bekommen. Dass man eine Vergesellschaftung so plant, dass man sie auch als gescheitert erklären kann und den neuen Hund zurückgeben kann, wenn es nicht klappt. Was übrigens laut der RS-Homepage auch bei passenden Stellungen vorkommt.

Hey, super! Ja, mal abgesehen von der Stellungseinschätzung von Frau Ertel (für 300 Euro oder so) kann ich das mal durchaus unterschreiben. Warum bitte macht das nicht jeder vernünftige Mensch so? Warum muss erst RS kommen, damit man VORHER darüber nachdenkt, ob die Hunde wohl zusammenpassen? Dann gäbe es nicht so oft so besch*** Mehrhundehaltung, und dann müsste man auch gar nicht erst einen Hund abgeben. Oder umtauschen. Oder einer Ideologie hinterherlaufen.

Und die Einzelhundehalter?

Auch da ist die Motivation, nach neuen Wegen zu suchen, Frust darüber, wie es jetzt läuft. Und Frust gibt es eine Menge. 

Es gibt heute in Deutschland mehr Hunde als je zuvor, und viele davon in der Stadt. Schon dadurch sind Probleme vorprogrammiert, denn man begegnet an jeder Ecke anderen Hunden, Problemsituation Nummer 1 für Hundehalter, und ist Massen von Umweltreizen ausgesetzt. Um damit klar zu kommen, braucht der Hund Schutz und Führung. Dass viele das nicht bekommen, weiß jeder, der schon mal eine beliebte Gassistrecke entlang gegangen ist. Was "Abschirmen" heisst, scheint kaum einer zu wissen, viele Hunde sind noch nicht einmal leinenführig, es wird gebellt und gepöbelt und die Halter wissen sich nicht zu helfen. 

Ein ganz normaler, netter und unkomplizierter Familienhund (ein Püdelchen vielleicht ;-) tut's auch nicht mehr. Heute kann man sich jede Rasse, die einem gefällt, und zwar meistens optisch, zulegen - Hütespezialisten sind die Modehunde schlechthin, weder Südafrika noch Sibirien sind zu weit weg... ich fahre gerne Rad, ich brauche einen Husky! Natürlich muss das nicht schiefgehen - aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Otto-Normal-Hundehalter mit der gewählten Rasse auf Probleme stösst, ist bei spezialisierten Rassen doch durchaus etwas größer. 

Oder man ist ein guter Mensch und importiert einen Strassenhund in eine Großstadtwohnung. Oder rettet einen Welpen aus einer Tötungsstation. Kein Problem - aber wer das tut, der sollte in der Lage sein, mit Angst, Traumata und Deprivationsschäden umzugehen. Man sollte sich nicht wundern, wenn man auf einmal einen Herdenschutzhundmischling im Hochhaus sitzen hat, oder einen leidenschaftlichen Jäger an der Leine. Es ist nicht (immer) einfach, einen Hund zu retten. 

Nun hat man also einen Hund, der evtl. nicht optimal ins Leben und in die Umwelt passt. Man geht in die nächste Hundeschule oder holt sich einen Trainer oder liest einen Stapel Bücher und dann versteht man gar nichts mehr... 

Das Problem mit der Erziehung

Tja. Warum wollen die Leute einen Hund? Weil sie ihn drillen wollen? Weil sie Pokale gewinnen wollen? Weil sie sich den ganzen Tag den Kopf zerbrechen wollen? Nein. Die meisten wollen einen netten und unkomplizierten Begleiter. Nur kein Stress. Verstehe ich völlig, das will ich auch. 
Nun ist die Anforderung "netter Begleiter" wirklich schwierig für den Hund. Der kommt ja nicht so auf die Welt. Viele Leute träumen aber davon "den Hund doch einfach Hund sein zu lassen", übersetzt heisst das: Ich habe keine Lust, mich anzustrengen.Wenn das aber nicht klappt, dann geht es in die Hundeschule. Und es gibt so viele schlechte davon. Und auch die guten können nicht massgeschneidert auf jeden eingehen. 

Wenn man im RS-Forum liesst, stösst man oft auf die Aussage: "Bevor ich auf RS gekommen bin, habe ich schon alles ausprobiert!"Das bedeutet: Man ist den verschiedenen Trends und Methoden eine Weile nachgelaufen und hat halbherzig herum probiert. Alles ausprobieren heisst, keine Linie drin, und das ist wirklich nicht gut. Denn es heisst auch, man hat nicht verstanden, was man da tut. Kein Wunder - in der Hundeschule lernt man Sitz und Platz, aber nicht wie man eine starke Beziehung zum Hund aufbaut. Nicht, was der SINN von Sitz und Platz ist. Dass es nicht darum geht, dem Hund sinnlose Befehle zu geben, sondern ihn zu führen. Sitz heisst doch nicht: Popo runter. Sitz heisst: Jetzt bleib mal einen Moment genau da, wo du bist, das ist wichtig (weil ein Auto kommt, weil irgendwas es erfordert). Oder der Rückruf: Es geht doch nicht darum, ein Kommando anzudressieren (Der weiß doch genau, was Komm! bedeutet! Warum kommt er denn nicht?) Es geht darum, dem Hund klar zu machen: Schnell zu mir, ich habe einen Grund dafür, ich muss dich beschützen! Oder: Es ist nicht gut, wenn du dahin läufst - aber es ist gut, wenn du bei mir bist!

Viele Leute haben ein großes Unbehagen damit, Kommandos zu pauken. Selbst dann, wenn es positiv geschieht. Ich verstehe das - auch positive Verstärkung bleibt blutleer und hat den Geschmack von Dressur, wenn es nicht der Beziehung nützt, sie stärkt. Beziehung bekommt man nicht nur durch Kommandos und auch nicht durch Belohnung. Beziehung bekommt man durch souveräne, faire und liebevolle Führung. Alle Methoden sind nur Hilfsmittel, und wenn sie falsch oder ohne den richtigen inneren Fokus ausgeübt werden, dann sind sie wirklich nur schlechte Dressur.

Oh, aber Führung - das riecht nach Dominanz, nach Strafe, nach Einschränkung! Das will auch keiner (mehr). Den Hund einzuschränken ist ausser Mode. Dabei ist es für den Hund so einfach, zu verstehen, wenn man ihm einfach mal den Weg abschneidet, ihn "blockt", körperliche Grenzen setzt - aber auch das muss mit der richtigen Einstellung geschehen, es muss einen Grund haben. Darf keine Schikane sein.
Hunde reagieren viel stärker auf unbewusste Signale, als auf Kommandos, Belohnungen oder Strafe, die nur aufgesetzt sind, die keine echte Bedeutung haben. Und wenn Hundehalter nur mechanisch irgendetwas ausführen was sie gehört oder gelesen haben, aber selbst nicht wirklich verstehen, was sie da eigentlich tun, dann wird das der Hund mit der Zeit einfach ignorieren. 

So, und wie wird nach RS erzogen?

Erst mal wird "entschleunigt". Heisst: man soll Umweltreizen aus dem Weg gehen. Keinen Hundekontakt mehr. Wenn möglich, keine Leine. Keine Kommandos. Man soll den Hund machen lassen. Er bestimmt den Weg, er darf schnuppern, so lange er will. Man schraubt die Anforderungen an den Hund und eigene Führung also erstmal extrem herunter. Ja, da gibts dann erst mal keine Probleme mehr.... Hmm. Ist das die Lösung? Für mich nicht - aber sicherlich mag es für den Anfang sinnvoll sein, den Hund und sich selbst nicht mehr permanent zu überfordern. Ob man dazu unbedingt RS braucht, um auf den Trichter zu kommen, dass man einen nervösen Hund erst mal in die Ruhe bringen sollte, dass man Umweltreize nach und nach steigern sollte und dass Hundekontakte kontrolliert und überlegt sein sollten? Aber woher soll das jemand wissen, der in der Welpenstunde gelernt hat: Oh, die spielen nur, nicht eingreifen, die machen das unter sich aus! Ich kenne so viele Leute, die lächelnd daneben stehen, während ihr Hund gemobbt wird, die Angst für Frechheit halten und Abwehr für Dominanz. Dass es denen wie Schuppen von den Augen fällt, wenn sie erkennen, wie sich ihr Hund wirklich fühlt, ist kein Wunder. Wie schade, dass man das nicht in jeder Hundeschule lernt.

Zweitens wird in der RS - Schule nicht kommandiert, sondern dem Hund alles erklärt. Und zwar ruhig und in ganzen Sätzen. Meine erste Reaktion: Wasn das fürn Scheiss. Dabei rede ich doch selbst soviel mit meinem Hund...warum eigentlich? Ich dachte immer, weil ich halt ein Mensch bin, der eh viel redet. Ich musste darüber nachdenken, was dahinter steckt. Warum so viele Hundehalter im RS-Forum schwören, ihr Hund würde sie jetzt endlich verstehen. Ich glaube nicht, dass Hunde Sprache verstehen, auch stellungsstarke oder sonstwie Hunde nicht. Aber: Hunde können Gedanken lesen, oder besser: Fokus. Das wichtigste an der Kommunikation mit einem Tier ist es, dass man genau weiß, was man eigentlich kommunizieren möchte. Was man will: Das ist Fokus. 

Ich kenne es vom Reiten (da kommt der Begriff auch her, aus dem Natural Horsemanship). Ich hatte lange ein Problem mit dem Galopp mit meinem Pony. Oft wollte sie nicht angaloppieren. Obwohl ich mich so sehr darauf konzentriert habe, die richtigen Signale zu geben und positiv zu bestärken! Aber mein Fokus war nicht richtig. Ich WOLLTE tief drin gar nicht galoppieren, aus Angst. Es hat lang gedauert, bis ich das wirklich verstanden habe. Aber wenn ich jetzt einen Weg entlang schaue und einfach denke: Da will ich jetzt flitzen - dann geschieht das einfach, völlig egal, ob mein Bein jetzt genau hier oder dort Druck ausübt. Oder meine alte Stute - Halten aus dem Trab konnten wir nie vernünftig. Bis mir meine Sonnenbrille im Trab von der Nase rutschte und ich einfach nur sofort anhalten wollte. BUMM. Da stand sie. Mein Fokus: Sofort Anhalten! kam bei ihr direkt an.

Und nicht nur "Das will ich" ist wichtig, auch das Warum. Mein Pony ist einfach nicht davon zu überzeugen, dass es Sinn hat, Runde um Runde in der Reithalle zu galoppieren. Sie versteht das nicht, und ich ehrlich gesagt auch nicht (Fokus, mal wieder...). Und sie will verstehen, warum wir etwas tun. Sie will respektiert werden. Ich erkläre es ihr nicht in Worten, aber wenn ich einen sinnvolles, begründetes Anliegen habe (wir müssen jetzt sofort anhalten, weil du sonst auf die Sonnenbrille trittst!) dann klappt es eben eher, als wenn ich einfach nur sage: Weil ich das will und basta! Warum auch immer. Es ist so. Bei Blacky weniger, der hat eben den vielbeschworenen Will-To-Please - aber bei Bonni ist das extrem. 
Ach ja und Respekt: ich habe irgendwann angefangen, beim Loben nicht mehr zu denken: Braves Pony! Das passt nicht zu meiner stolzen, starken Bonni. Ich sage (innerlich) Danke! Und ich schwöre, es ist ein gewaltiger Unterschied. 

Dem Hund etwas zu erklären, heisst vielleicht nichts anderes, als sich darüber klar zu werden, was man eigentlich von ihm will. Und mit dieser Klarheit kommt dann ein Fokus, den der Hund lesen kann. Und es bedeutet, ihn zu respektieren, weil man sich selbst fragt: Warum will ich das  überhaupt von ihm? Auch für den richtigen Fokus, den Respekt und die klare Kommunikation mit dem Hund bräuchte man keine RS-Ideologie. Man bräuchte guten, einfühlsamen, herzlichen Unterricht. Gesunden Menschenverstand. Man bräuchte Trainer, die sich überlegen, was die Menschen sich eigentlich wünschen. Dass sie vielleicht ihren Hund gar nicht "auslasten" möchten, sondern Freude mit ihm haben.

Auslasten - noch so ein Stichwort. Hundesport scheint unter RS-Anhänger eher weniger populär zu sein. Tenor ist: Für die meisten Hunde ist der Hundeplatz einfach eine Tortur. So unwahrscheinlich ist das nicht. Wenn Menschen, die schon den ganz normalen Alltag mit dem Hund nicht ohne Stress und Spannung bewältigen können, dem Hund dann auch noch hochkomplexe Aufgabenstellungen abverlangen, klingt das nach nur noch mehr Stress. Die Voraussetzung für komplexe Arbeit ist, dass die einfachen Dinge wirklich gut klappen, dass man eine starke Verbindung hat, und dass man seinem Hund auch irgendwie begreiflich machen kann, wozu man tut, was man da tut. Und sei es nur die gemeinsame !! Freude daran.  

Aber ganz ohne Eingreifen kommt auch RS nicht aus. Oh Wunder, mit der Erkenntnis, dass man einen "Vorneweg" Hund hat, kommt dann auch die Erkenntnis, dass man den vielleicht mal nach vorne begrenzensollte. Damit er weiß: Ich regele das! Wenn man weiß, dass der Hund bestimmte Begegnungen bedrohlich findet, soll man ihn abschirmen. Unter dem Strich: Dem Hund die Verantwortung abnehmen. Ihn Führen. Komischerweise scheinen Leute, denen jegliches "Bevormunden" und "Kontrollieren" des Hundes immer zuwider war, damit plötzlich keine Probleme mehr zu haben. Vielleicht, weil sie vorher nie verstanden haben, dass sie ihren Hund nicht schikanieren sollen, sondern ihm Sicherheit geben. Erst mit den richtigen Buchstaben wird das wohl auf einmal klar. 

Denn RS ist - meiner Meinung nach - etwas für NNMs. Nichtdenkende Nachlauf Menschen. Die es erst nicht schafften, in der Hundeschule für sich und ihren Hund einzutreten und meinten, mit Wasserflaschen werfen zu müssen, weil es ihnen jemand so erzählt hat. Die nicht selbst auf ihr Bauchgefühl hören wollen und ihren eigenen Verstand einschalten. Die eine Rechtfertigung für jede Entscheidung suchen und die Verantwortung für ihr Handeln - und sei es die Abgabe eines Hundes - nicht selbst tragen möchten. Und die nun wieder allzu gerne glauben möchten, dass sie nie wieder Probleme haben werden, wenn sie ihrem NLH nun endlich einen MBH zur Seite stellen, oder so. 

Wie auch immer: Gäbe es nicht so furchtbar viele unüberlegte Hundeanschaffungen, schlechte Hundeschulen und abstruse Erziehungsmethoden, vielleicht bräuchte dann auch niemand die Ideologie der vererbten Rudelstellungen.

Begegnungen

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Eine ganz normale Morgenrunde. Unsere erste Begegnung ist Merlin, ein großer Labbi-Mix in Blackys Alter, die Hunde kennen sich aber kaum. Beide sind ohne Leine und staksen ein bisschen steif aufeinander zu. Jungrüden-Imponiergehabe wohl - Blacky hat ohnehin ein bisschen von seiner "Juhu ich renn da mal hin" Begeisterung verloren, seid er zum ersten Mal von einem Hund angegriffen wurde.

(Exkurs: Ganz schmaler Weg, großer Hund, Blacky will sofort den Rückzug antreten, als der andere schon nach vorne schiesst - und wäre direkt auf ihn drauf, wenn, ja WENN nicht Superfrauchen - also ich - mit einem Brüllen entschlossen dazwischen gegangen wäre. Boah hat der Hund einen Satz gemacht. Das war dem wohl noch nicht passiert. Es war auch meinerseits eine sehr instinktive Reaktion - niemand tut meinem Hund was! Zum Glück war der Hund hell, vor großen schwarzen habe ich nämlich unsinnigerweise und unterbewusst mehr Schiss. Kommentar des irgendwann auch mal um die Ecke biegenden Frauchens: "Na, das kann der mal gebrauchen." Ich: "???? Macht der das öfter?""Ja, seit er Probleme mit der Schilddrüse hat!". Ach. Ich konnte nur noch anmerken, dass eine kleine Vorwarnung in diesem Fall ja wohl nett wäre, hab den Hund noch mal weggebrüllt, weil der inzwischen schon wieder dem ängstlich hinter meinen Beinen hervorlugenden Pudelchen auf die Pelle rücken wollte, und bin davon gestapft. Ein paar Tage später musste ich was ähnliches noch mit einem weißen Schäferhund veranstalten. Ich glaube, ich bin in Blackys Augen jetzt wirklich ein Held und er ist ein bisschen skeptischer, wenn es um andere Hunde geht. Exkurs Ende).

Während Blacky und Merlin sich auf der Wiese beäugen, zwischendurch mal ne Runde rennen und dann wieder beäugen, erkundige ich mich nach Merlins Befinden, weil der von dem einzigen Hund, um den ich wirklich einen weiten Bogen mache, ziemlich verletzt wurde. Ich bin froh, dass ich meiner Einschätzung vertraut habe und von Anfang an keine Experimente mit "Geordie", dem Neufundländer-Irgendwas-Mix zugelassen habe. Obwohl mich das dazugehörige Frauchen mal minutenlang beschimpft hat, weil ich nicht wollte, dass der Riesenhund an Flexileine meinen Welpen an der Ampel, an der vielbefahrenen Strasse, mal eben "begrüsst". Wie der Herr so's Gscherr, heisst es bei uns.

Weiter also, um die nächste Ecke.
Ein Hund. Blacky reagiert auf mein Stop, ich peile die Lage und kann ihn freigeben. Lou, der Husky-Mix. Lou ist 7, kam vor zwei Jahren zu seinen Leuten, verwahrlost, mit einer atrophierten Hinterhand wegen Bewegungsmangel, sozial völlig verunsichert und mit allem überfordert. Die junggebliebenen Rentner haben mit Herz, Verstand und viel Geduld aus dem armen Kerl wieder einen Hund gemacht. Ich habe Lou vor einem Jahr kennengelernt. Da war er an der Leine noch aggressiv, im Freilauf freundlich, aber von der Gegenwart anderer Hunde schnell überfordert. Nach wenigen Minuten musste ich immer schnell weiter mit Blacky, weil Lou sonst das Weite suchte. Inzwischen rennt er ein bisschen mit Blacky um die Wette, das Bellen an der Leine ist Vergangenheit, er hört von Woche zu Woche besser und statt zu versuchen, alles auszublenden, erforscht er die Welt und nimmt Kontakt auf. 
Mir geht immer das Herz auf, wenn ich Lou und seine Menschen treffe, und auch Blacky mag ihn sehr. Obwohl, oder weil?, Lou ihn die meiste Zeit ignoriert. 

Wir gehen weiter,  Dackel an Flexi kommt entgegen, Blacky wird angeleint und ich dirigiere ihn nach rechts, weil links der Dackel und sein Herrchen laufen. Der Weg ist breit, der Dackel hat noch überhaupt nicht auf uns reagiert und schnüffelt in aller Ruhe rum. Ich denke, der sieht uns gar nicht, Blacky kümmert sich auch nicht. Nur Dackelherrchen bleibt stehen. Guckt zu uns, guckt zum Dackel. Dackel nimmt uns nun wahr, reagiert aber immer noch nicht. Herrchen schaut weiter erwartungsvoll zu uns, zum Hund, zu uns. Wir kommen näher, ich gucke nicht, Blacky auch nicht, ich grüße kurz. Dackel guckt nun inzwischen auch und fängt dann endlich pflichtschuldigst an zu Bellen. "Ruhig! Ruhig!" sagt Herrchen ganz freundlich. Klingt wie "Gut gemacht!".  Der Dackel meckert weiter, Blacky reagiert so dermassen gar nicht, dass ich mir sicher bin, dass hinter dem Bellen wirklich nichts steckt. Wenn ein Hund ihn tatsächlich "anmacht" zuckt er wenigstens ein bisschen. Oder weicht zurück. Aber der Dackel macht nur Show. Für Herrchen? Fast sieht es so aus.

Auf dem Heimweg stoppen wir kurz auf der Wiese für eine Spielrunde mit Filou und Max, bleiben aber nicht lange, weil Blacky dauernd Filou besteigen will und ich dann immer dazwischen gehen muss. Es gibt ja alle möglichen Theorien, was das Gerammel angeht, mir sind sie wurscht, ich mag das nicht und basta. Nur weil Filou zu gutmütig ist, um sich zu wehren, muss er noch lange nicht schikaniert werden. Nach ein paar Ermahnungen und Auszeiten (Platz üben, mal wieder) benimmt sich der Pudel, aber um es nicht wieder blöd werden zu lassen, gehts nach Hause. 

Auf dem Heimweg stehe ich an der Strasse, morgens um die Zeit doch recht befahren. Hund im Sitz, wir warten. Gegenüber erkenne ich eine Nachbarin, Alfies Frauchen, allerdings ohne Hund. Die sieht uns und brüllt quer über die 3 Spuren: "Ei der Blacky! Haaaallloooo!" 
Jo, super Sache. Blacky vermutet natürlich Alfie bei Frauchen, will sofort losrennen, ich kriege einen Schreck, aber er ist natürlich an der Leine. Trotzdem, dafür gibst ordentlich was gemotzt von mir. Ordnung wird wieder hergestellt, wir überqueren die Strasse, da geht es wieder los: "Ei Blacky, wie gehts dir denn?" Blacky: "Ich freu mich sooo" *hüpfhüpf* Ich zur Nachbarin: "Nicht begrüßen, nicht auch noch belohnen, nicht rufen! Und bitte NIE einen Hund über eine Strasse hinweg rufen!"
Meine Nachbarin: "Oh, du bist ja heute nicht gut drauf!"

Ja klar. 

Mit Nachbarskatze können wir noch ein wenig "gucken aber nicht hinrennen"üben, ein alter Mann erzählt uns eine lustige Geschichte, wie ihm im Wald einmal ein Hund den Spazierstock geklaut hat (Nein, sowas macht meiner nicht. Ja, das ist ein Pudel. Ja der ist geschoren. Stimmt, der hat lange Beine), alle Jogger, Radfahrer und Fußgänger kommen unbelästigt an uns vorbei. 

Ne ganz normale Morgenrunde. Alles ganz cool - aber für das "lange Gassi" fahr ich dann doch meistens ein Stückchen mit dem Auto raus ;-)



Kommt Zeit kommt Rat

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Ganz erwachsen ist er schon, mein Pudelhund. Übrigens mit ca. 53 cm auch ganz schön groß geworden!
 Mit dem Älterwerden hat er die eine oder andere neue "Dummheit" (aus Menschensicht) entdeckt, Hormone zum Beispiel. Oder mehr Selbstbewusstsein und damit auch größere Selbständigkeit. So muss das ja auch sein!
Vor allem aber ist vieles einfacher geworden. Begegnungen mit anderen Hunden sind unproblematisch - als Welpe wollte er natürlich überall hin und hat an der Leine rumgehampelt. Da das aber nie zum Erfolg führte, hat er es irgendwann aufgegeben. Es gibt eben keinen Knopf, den man einmal drückt, und der Hund macht es fortan genau wie gewünscht. Konsequenz und Geduld sind gefragt - man darf sich nicht ärgern, weil der Hund immer und immer wieder den gleichen Quatsch macht, aber man muss immer und immer wieder zeigen: "So nicht!" und darf nicht resignieren und den Hund halt machen lassen.
Oder das Klauen. Alle Welpen klauen. Das gehört dazu. Wir mussten Schuhe immer in Sicherheit bringen, und das Kinderzimmer musste zu sein, denn sonst wurden Playmobilfiguren und Plüschtiere verschleppt... Anfangs habe ich nur ein freundliches Tauschgeschäft mit dem Hund gemacht, Diebesgut gegen Leckerlie. Da er ja sowieso so schüchtern war als Welpe, war es mir am wichtigsten, dass er keine Angst vor mir bekommt und vor allem nicht anfängt, sich mit seiner Beute vor mir zu verstecken. Als es irgendwann zum Spiel wurde, Fundsachen stolz an mir vorbeizutragen und dann auf Belohnung zu warten, gab es dann für's Klauen eine Ermahnung. Ich habe keine Ahnung, ob das so "richtig" oder "falsch" war - ich denke, es kommt auf den Hund an. Mein Hund hat jedenfalls mit etwa einem Jahr das Klauen eingestellt. Mit dem Erwachsenwerden verschwindet der Drang, alles mit dem Maul zu erforschen - das ist bei Hunden auch nicht anders als bei Menschen.
Inzwischen darf Blacky ins Kinderzimmer, Schuhe fliegen wieder überall rum (es hat auch Nachteile, wenn der Hund sich gut benimmt) und benagt werden die eigenen Spielsachen.
Es ist mit so vielen Dingen so. Hier habe ich ja schon mal beschrieben, wie Blacky mit der Zeit doch noch zum Kuschelhund wurde.
Generell finde ich den Trend, in der Hundeerziehung nach schnellen Lösungen zu suchen, ganz bedenklich. Es steckt eine falsche Vorstellung vom Hund dahinter. Ein Hund ist doch kein Roboter, der programmiert wird. Jede Methode braucht vor allem eins: Zeit. Gelerntes muss sich festigen, muss immer wieder und wieder vertieft werden. Übung macht den Meister.
Wir gehen ja schließlich auch 13 Jahre in die Schule bis zum Abitur - und keiner würde von einem Erstklässler erwarten, dass er eine lange Abhandlung schreibt. Aber ein Junghund soll schon korrekt an der Leine gehen können, sich überall gut benehmen, auf jeden Befehl hören.
Das nächste Mal, wenn sich jemand über seinen Junghund beschwert, mache ich mal den folgenden Vorschlag:
"Ich zeige dir jetzt, wie man mit 10 Fingern tippt. Und morgen möchte ich, dass du mir das perfekt vorführst! Wie, das geht nicht? Ich hab's dir doch erklärt! Jetzt stell dich mal nicht so dominant an, dir brat ich gleich eine über! Du musst ja nur mal merken, wer hier das Sagen hat, dann geht das schon!"

Der Sauhund

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Ich singe ja immer Loblieder auf meinen Hund. Das liegt aber nicht daran, dass er alles besser macht als andere, oder gar ich - ich bin so zufrieden mit meinen Hund, weil ich mich anstrenge, keine übertriebenen Erwartungen zu haben. Scheiss baut er genug - und Fehler mache ich auch.
Also, damit hier kein falscher Eindruck entsteht:

Vor 3 Tagen hat er auf den Sonnenhund meiner Tochter gepinkelt. Immerhin hatte sie ihn nicht auf dem Kopf, er lag am Ufer, während sie im Wasser war. Aber trotzdem. Sowas.
Gestern habe ich nicht aufgepasst, nicht rechtzeitig zurückgerufen und er ist einen Reh hinterher. Ich bin mit meinem Pony suchen gegangen, meine Freundin hat gewartet und Blacky war dann auch bei ihr als ich zurückkam. Waren nur ein paar Minuten, aber trotzdem Sch******!
Ausserdem muss ich gerade ziemlich aufpassen, weil Blacky anfängt, zu verbellen, wenn ihm was nicht gefällt. Alles im grünen Bereich - aber ich muss hier den Anfängen wehren. Leute anbellen, also wirklich!

Ja, er ist der beste Hund der Welt und er benimmt sich auch so - wie ein Hund. "Es lebt halt!" sagt eine Freundin von mir immer, wenn eins der Ponies oder Hunde mal wieder irgendeinen Mist macht.
Und anders will ich das auch gar nicht haben. (Na ja meistens!)

Sommererlebnisse

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Sommer, einfach herrlich, draussen sein, abends nach der Arbeit noch Reiten oder lange Spaziergänge machen... ich bin ganz schön faul zur Zeit und auch heute gibt es nur ein kleines Lebenszeichen von uns!
Wir haben einen zweitägigen Wanderritt im Pfälzer Wald unternommen...
Die Spaziergänge am Rhein brachten durch das Hochwasser noch mehr Pudelspaß---- 
Und auch dieses Jahr waren wir wieder am Meer!



Rudelstellungen klargestellt

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Eine interessante Sammlung von Artikeln, Fakten und Meinungen rund um das Aufreger Thema "vererbte Rudelstellungen": HIER


Köpfchen statt Knöpfchen!

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Heute haben ich mal wider über Sprühhalsbänder diskutiert. Dazu muss ich nicht s schreiben, das hat schon jemand für mich erledigt, da gibts nicht mehr hinzuzufürgen:

Köpfchen statt Knöpfchen...

..das gilt auch für die viel gepriesenen Sprühhalsbänder, die in verschiedenen Ausführungen den Markt erobert haben. Spätestens seit uns Hundenanny Katja Geb-Mann allwöchentlich im deutschen Fernsehen vorführt, wie jeder Hund, ganz gleich welches Problem er seinen Haltern vermeintlich oder tatsächlich bereitet, mit Einsatz einer Fernbedienung in das Verhalten gepresst werden kann, das Herrchen oder Frauchen beliebt, finden die Halsbänder, die einen angeblich völlig harmlosen Spraystoß von sich geben, steigenden Absatz.

Doch schon der gesunde Menschenverstand lässt einen aufhorchen, wenn Hersteller und Anwender behaupten, dass der jederzeit auszulösende Sprühstoß für den Hund „gar nicht schlimm“ sei. Da fragt man sich doch selbst nach nur kurzem Nachdenken, wie es denn möglich sein soll, instinktive, genetisch fixierte Verhaltensweisen wie zum Beispiel das Jagdverhalten durch etwas zu unterdrücken, das dem Hund gar nichts ausmacht?! Dem Hundehalter wird generös angeboten, das Gerät doch selbst mal in die Hand zu nehmen oder um den Hals zu legen, während der Trainer den Auslöser betätigt...
und tatsächlich, so schlimm war das doch gar nicht. Ein kurzes „Zischhhh“ mit etwas feucht-kalter Luft. „Ja“, bestätigt der überzeugte Hundehalter, „das war gar nicht schlimm.“ Was Hersteller und Trainer jedoch geflissentlich verschweigen (aus Unwissenheit oder in betrügerischer Absicht?!), ist die Tatsache, dass plötzlich auftretende, nicht eindeutig zuzuordnende Zischlaute beim Hund als Angst auslösende, sogar lebensbedrohliche Laute abgespeichert sind, bei denen sofort die Flucht ergriffen werden muss. Jeder kennt den Anblick eines Hundes, der sich selbst im Körbchen `zig mal um die eigene Achse dreht, bevor er sich schließlich gemütlich niederlegt. Es handelt sich bei dieser Verhaltensweise um ein Erbe aus den Zeiten, in denen der Hund noch weitgehend draußen in Freiheit lebte. Bevor er sich hinlegte, drehte er sich mehrfach im Gras oder Laub, um die ausgesuchte Liegestelle als ungefährlich abzusichern. Sollte beim Drehen ein Zischlaut (zum Beispiel von einer Schlange) zu hören sein, würde er sich durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Biologisch sinnvoll... und diesen genetisch fixierten, Angst auslösenden Zischlaut bringen wir Menschen nun in den unmittelbaren Kopfbereich des Hundes! Und drücken vielleicht gleich mehrfach das Auslöseknöpfchen, worauf der Hund ganz leicht nicht nur in Angst, sondern sogar in Panik versetzt werden kann – ohne die Möglichkeit, sich durch die Flucht zur retten!
Eigentlich ist dieser Umstand allein schon Grund genug, niemals zu erlauben, dass einem uns anvertrauten Lebewesen ein solches Gerät angetan (im wahrsten Sinne des Wortes!) wird. Es gibt aber noch mehr Probleme:
Der Hund weiß nie, wann und vor allem warum der Sprühstop ausgelöst wird, befindet sich also in ständiger Erwartungsunsicherheit. Wer wissen möchte, wie sich das anfühlt, dem empfehle ich folgendes Eigenexperiment, das nicht in Anwesenheit eines Hundes durchgeführt werden sollte, damit dieser nicht unnötig verunsichert wird: Bitten Sie ein Familienmitglied oder einen Freund, Sie wirklich stark zu erschrecken, zum Beispiel durch einen lauten Schrei oder dadurch, dass er plötzlich die Stereoanlage zu voller Lautstärke aufdreht oder zwei Töpfe aufeinander schlägt, wenn Sie gerade überhaupt nicht damit rechnen, sich zum Beispiel entspannt im Sessel zurücklehnen oder gerade mit Freunden Karten spielen. Das Experiment sollte mindestens mehrere Stunden, am besten ein oder zwei Tage dauern und der Schreckreiz sollte in dieser Zeit mehrfach ausgelöst werden – ohne dass Sie wissen, wann dies sein wird. Sie werden merken, dass der eigentliche Reiz, wenn er dann endlich auftritt, bei weitem nicht so schlimm zu ertragen ist, wie die zermürbende Warterei auf ihn. Obwohl man ihn fürchtet, wünscht man ihn schon beinahe herbei in der Hoffnung, dann wieder eine Weile Ruhe zu haben, was aber nicht so ist, da er kurz nach dem Auftreten ein zweites oder drittes Mal ausgelöst wird und dann wieder stundenlang gar nicht, ganz wie es Ihrem Helfer beliebt. Keine angenehme Vorstellung, nicht wahr?!
Aber es gibt noch weitere Probleme. Gleich mehrere ergeben sich aus der Tatsache, dass Hunde über gedankliche Verknüpfung lernen. Trägt der Hund das Halsband und erhält den Sprühstoß, wenn er zum Beispiel auf mehrfachen Zuruf nicht kommt, so möchte der Mensch ihm damit zeigen, dass er dafür mit Schreckreiz bestraft wird, dass er ungehorsam ist. Es kann aber gut sein, dass er in genau diesem Moment zu einem kleinen Kind, einem Jogger oder einem anderen Hund schaut – und den Strafreiz damit verbindet. Das Ergebnis ist dann ein Hund, der noch immer nicht besser auf Abruf reagiert, dafür aber Ängste, evtl. sogar durch die Angst ausgelöste Aggressionen, gegen das entwickelt, was er gerade sah. Die Hundehalter sind dann ratlos, weil ihr Hund „plötzlich“ kleine Kinder meidet oder Jogger anknurrt, mit denen er doch bisher bestens auskam. Viele solcher Beispiele finden sich in meiner Hundeschule ein, erst kürzlich ein Rhodesian Ridgeback Rüde, dessen Sprühhalsband immer ausgelöst wurde, wenn er zum Wildern durchbrennen wollte. Bei diesen Spaziergängen war allerdings auch immer seine Gefährtin, der Zweithund der Familie, anwesend. Die Halter kamen nun nicht wegen des unerwünschten Jagdverhaltens zu mir in die Hundeschule, mit dem sie sich inzwischen abgefunden hatten, sondern weil der Rüde seit Wochen die Nähe der Hündin mied. Immer wenn diese den Raum betrat oder sich, so wie früher, zu ihm kuscheln wollte, verließ er mit ängstlichem Gesichtsausdruck das Zimmer und das konnte man sich nicht erklären... Was hatte man diesen beiden Hunden angetan! Welche Gefühle wurden in den Tieren ausgelöst?! Der Rüde hatte nun Angst vor seiner Gefährtin, die er früher heiß und innig liebte, während diese nicht verstehen konnte, weshalb er, der vorher immer leidenschaftlich mit ihr spielte und tobte, sie jetzt mied. Die gleiche Trainerin, die den Einsatz des Sprühhalsbandes empfohlen hatte, empfahl jetzt übrigens, einen der Hunde abzugeben, weil die Tiere sich unterschiedlich entwickelt hätten und einfach nicht mehr gut zueinander passen würden. Die Ängste des Rüden erklärte sie über die angeblich dominante Ausstrahlung der Hündin. Man könnte weinen, wenn man Hunden mit einem solchen Schicksal gegenüber steht – oder es packt einen einfach nur die Wut.
Die Probleme gehen noch weiter, denn nichts generalisiert sich bei Hunden so schnell, wie Geräuschangst. Nicht nur dieser Rüde, sondern auch zahlreiche andere Hunde entwickeln nach Einsatz des Sprühhalsbandes Ängste vor allen möglichen Geräuschen. Das Öffnen einer kohlesäurehaltigen Getränkeflasche, das Zischen von heißem Fett in der Pfanne, Knall- und Schussgeräusche, die dem Hund vorher egal waren, versetzen ihn jetzt in Angst und Schrecken. Der oben erwähnte Ridgeback Rüde zum Beispiel verzog sich mit eingezogener Rute unter den Tisch des Besprechungsraums, als ich eine Wasserflasche öffnete. Dies tat ich nicht, weil ich Durst hatte – trauriger Weise gehört es inzwischen schon fast zum Standardprogramm beim ersten Kennenlernen und Analysieren eines mir vorgestellten Hundes auszutesten, ob er schon mit Sprühhalsband gearbeitet wurde und welche Wunden dies an seiner Seele hinterlassen hat. Die Halterin war auch sehr erstaunt, als ich ihr nach dem „Flaschentest“ auf den Kopf zusagte, dass an ihrem Hund sicher schon mit Sprühhalsband gearbeitet worden war. Das wollte sie mir eigentlich gar nicht erzählen, weil sie schon gehört hatte, dass ich gegen den Einsatz dieser Geräte bin. Nachdem ich sie auf die Reaktion ihres Hundes hingewiesen hatte, war sie sehr betroffen. Und wütend, nachdem ich ihr erklärte, weshalb ihr Rüde jetzt Angst vor der Hündin und vor allen möglichen Geräuschen hatte. Wütend auf die Trainerin, die sie auf diese „unerwünschten Nebenwirkungen“ nicht aufmerksam gemacht, sondern immer erklärt hatte, wie harmlos der Einsatz des Gerätes sei. Für mich stellt sich die Frage, ob Kollegen, die es einsetzen, um diese Nebenwirkungen nicht wissen, oder ob sie diese bewusst verschweigen, weil kaum jemand bereit wäre, den Einsatz zu erlauben, wenn sie bekannt wären. Und ich stelle mir die Frage, was von beiden eigentlich schlimmer ist...
Last not least gibt es Probleme mit der Technik. Es soll schon vorgekommen sein, dass das Gerät durch andere Funkfrequenzen oder sogar die Fernbedienung eines in der Nähe befindlichen Halsbandes an einem anderen Hund ausgelöst wurde. Der Strafreiz wird dann also einem Hund verabreicht, der einfach nur herumsteht oder gerade spielt oder sonst etwas tut. Das steigert die Erwartungsunsicherheit natürlich noch mehr und erhöht die Trefferquote auf Fehlverknüpfungen immens. Zusätzlich löst es nicht immer zuverlässig aus, kann zum Beispiel durch Wetterlagen mit feuchter Luft (Nebel, Regen) verzögert oder gar nicht reagieren. Schließlich zeigt es auch nicht an, wann die Batterie leer ist, wodurch es passieren kann, dass der Auslöser gedrückt wird und nichts geschieht. Dann käme man durch das Ausbleiben des Strafreizes (wenn der Hund denn überhaupt verstanden hätte, wofür er eigentlich bestraft werden soll) in den Bereich der variablen Bestätigung, was das unerwünschte Verhalten sogar noch verstärkt. Der Hund würde nämlich lernen, dass er das Verhalten nur immer wieder zeigen muss, bis er schließlich wieder zum Erfolg (in diesem Fall das Ausbleiben des Strafreizes und die erfolgreiche Durchführung des Verhaltens) kommt.
Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Sprühhalsbänder sind ganz und gar nicht harmlos, im Gegenteil sogar sehr gefährlich. Manche Hunde werden durch sie so verunsichert, dass sie in die so genannte erlernte Hilflosigkeit fallen, was zur Folge hat, dass sie kaum noch Aktionen zeigen oder Handlungen anbieten, weil sie in ständiger Angst vor dem für sie unkalkulierbaren Strafreiz leben. Um diesen Tieren – und ihren verzweifelten Haltern – zu helfen, braucht es ein meist lang angelegtes, gut durchdachtes Training, das den Hund aus dieser erlernten Hilflosigkeit und seinen vielfältigen Ängsten wieder herausholt.
Sprühhalsbänder gaukeln dem Hundehalter vor, mal eben schnell per Fernbedienung eine Lösung für vermeintliche oder tatsächlich entstandene Probleme zu haben. Aber so einfach ist das nicht. Hunde sind uns anvertraute, fühlende und denkende Lebewesen, die nicht beliebig manipulierbar sind und deren Lernverhalten sich von dem unseren ganz erheblich unterscheidet. Ich kann deshalb nur dringend empfehlen, jeden Ausrüstungsgegenstand und jede Methode, der/ die durch Hersteller oder Trainer empfohlen wird, vor Anwendung am Hund genau zu prüfen, sich gut zu informieren und im Zweifelsfall nach dem guten alten Motto zu entscheiden, das auch für unsere Hunde gelten sollte: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
© Clarissa v. Reinhardt
animal learn
P.S.: Hiermit lade ich alle Hundefreunde ein, bei der Verbreitung dieses Textes zu helfen. Ich erlaube als Autorin ausdrücklich, ihn (vollständig und unverändert und unter Nennung der Quelle) auf anderen Homepages zu veröffentlichen, auszudrucken und zu verteilen oder auf ihn hinzuweisen. Je mehr Menschen um die Tücken und Gefahren des Sprühhalsbandes wissen, je mehr Hunden bleibt dessen Anwendung – hoffentlich – erspart. Ein herzliches DANKE an jeden, der diesen Text weiter gibt.

Es reicht!

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Je länger ich auf der Seite Rudelstellungen - klargestellt (unbedingt mal vorbeisurfen!!) lese, umso mehr schwillt mir der Kamm. Okay, man kann nichts dagegen machen, dass jemand irrsinnige Theorien aufstellt (und alles darauf hinweist, dass die angebliche Lehrzeit von Frau Ertel bei Karl Werner frei erfunden ist), und es ist eben so, dass es viele Hundehalter gibt, die sich für Workshops viel Geld aus der Tasche ziehen lassen um danach ihre Hunde umzutauschen. Was mich wirklich wirklich ärgert ist, dass für diesen Humbug von meinen Gebührengeldern beim ZDF dafür geworben wird. Das kann doch nicht wahr sein!
Ich und viele andere haben bereits ans ZDF gemailt und darauf eine 08/15 Antwort bekommen. Auf Nachfrage kam nichts mehr.
Ich habe nun auch noch an den Fernsehrat des ZDF, den Rundfunkrat und die Medienaufsicht gemailt.
Bitte schliesst euch an!

 rundfunkrat@wdr.de
 info@lmsaar.de
 fernsehrat@zdf.de

Geiz ist nicht geil

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Ich bin ziemlich freigiebig. Wenn wir draussen sind, habe ich immer eine gute Handvoll Futter im Beutel, und Bröckchen für Bröckchen landet es in Blackys Schnute.
Einmal, weil er so über Tag wenigstens was frisst - zuhause tut er das nämlich nicht. Erst abends oder nachts frisst er seine Portion Frischfutter.

Die Tatsache, dass er draussen, aus meiner Hand, begeistert frisst (Trockenfutter, dass er zuhause aus dem Napf nicht anrührt), lässt sich natürlich sehr gut nutzen, um richtiges Verhalten zu bestätigen. Das Futter kommt ja nicht einfach so geflogen, es kommt für ein schönes Neben Mir Laufen, für ein Sitz und Bleib, für Herkommen, für alles mögliche.
Dinge, die er natürlich schon längt "Kann" - muss man die noch bestätigen? Man muss nicht, aber man kann. Zuviel positive Bestärkung gibt es nicht.

Daher wundert es mich, dass es allgemein als toll gilt, wenn man keine Leckerlie "braucht". Woher kommt das? Meiner Meinung nach daher, dass viele Leute Belohnung mit Bestechung verwechseln. Hunde sind nicht blöd. Wenn man immer mit dem Leckerlie lockt, muss man sich nicht wundern, wenn der Hund das Gewünschte nur ausführt, wenn er weiß, dass die Belohnung schon in der Hand ist. Er hat das Futter in der Hand als Teil der Übung gelernt. Locken mit Futter darf nur der erste Schritt sein, schnell sollte man dazu wechseln, die Belohnung erst hervorzuholen, wenn das erwünschte Verhalten gezeigt wurde - und dann auch nicht jedes Mal. Wenn man IMMER belohnt, bekommt das Ausbleiben der Belohnung sonst sogar den Charakter einer Strafe - der Hund zeigt das Verhalten dann nicht mehr so bereitwillig. Hunde, die variabel belohnt werden -mal gibt es was, mal nicht - zeigen das erlernte Verhalten dagegen recht ausdauernd auch ohne Belohnung. Irgendwann muss dann aber mal eine Bestätigung kommen.

Solange der junge Hund noch nicht gefestigt ist, finde ich es nicht angebracht, mit Belohnung zu geizen. Man sollte ja auch nicht vergessen, dass sich der heranwachsende Hund in einem dauernden Prozess der Veränderung befindet. War das Herankommen bisher einfach, weil er seine Begeisterung für Wildfährten oder Bewegungsreize noch nicht entdeckt hatte, wird es plötzlich zur schwierigen Übung, weil der Jagdtrieb eine gewaltige Motivation darstellt, gegen die man erst mal ankommen muss. Für einen jungen Hund kann eben alles von heute auf morgen ganz anders aussehen - das ist dann die gefürchtete Pubertät.

Komischerweise sind oft die Leute, die mit Belohnung geizen (und darauf stolz sind), gerade die, die sehr freigiebig mit Strafe umgehen. Da wird der Hund dauernd zurechtgewiesen, angemeckert und geschimpft, weil er etwas unerwünschtes tut - und wenn er dann tatsächlich kommt oder sitzt oder was auch immer, wird er nicht mal bestätigt, weil man ja immer noch sauer ist. Die Bestätigung des Erwünschten bleibt aus, dem Hund wird die Möglichkeit genommen, zu lernen, wie er das Geschimpfe beim nächsten Mal umgehen kann. Er macht wieder, was er (ohne es zu wissen) nicht tun soll - und dann heisst es, er würde Grenzen austesten....

Ich habe kein Problem damit, den Hund auch mal anzumeckern, wenn er sich daneben benimmt. Aber wenn er es nicht tut, dann lasse ich keine Gelegenheit aus, ihm das mitzuteilen - sei es mit einem Lob oder einer Belohnung.

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