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Channel: Der Pfotenblog - Rund um den Hund
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Wir sind k.o.!

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Nach zwei Tagen beim Pudeltreffen sind mein Hund und ich erledigt, aber glücklich, es war echt schön! Fotos habe ich leider selbst gar keine gemacht, bald gibts bestimmt welche bei den Glückspudeln zu sehen.
Erst mal Danke an Karin, alle Organisatoren und Helfer, die es möglich gemacht haben, dass sich so viele Gleichgesinnte zusammenfinden konnten. Endlich war man mal nicht "die mit dem Flummi-Hund" - nein, überall wurde geflitzt, gehüpft und getänzelt.
Kein "Ist das ein Wasserhund? Ein Doodle? Waas ein Pudel?"Gespräche, dafür konnte man viele Geschwister, Halbgeschwister, Cousins und Cousinen kennenlernen und feststellen, wie verschieden und doch auch wieder ähnlich sie alle sind. Und Mama und Papa wiedersehen (ich staune immer wieder, wieviel größer als seine Eltern Blacky geworden ist) - familiäre Wiedersehensfreude gab es aber nicht. Blacky hat sich dafür schrecklich in die schöne Cimba verliebt, stiess aber nicht auf Gegenliebe, der Arme.
Beim Scherkurs haben wir tolle Tipps bekommen, ich hoffe, bei meinen nächsten Scherversuchen kommt Blacky mit weniger kahlen Stellen davon. Und beim "Pudel-Cross", einem Mix aus Gehorsams- und Geschicklichkeitsaufgaben, wurden wir 10. von 16 und sind ganz stolz (ich zumindest). Leider habe ich unsere schöne Urkunde liegen lassen, anscheinend muss ich auch überall Markierungen hinterlassen.

Das Beste: ich habe noch nie soviel Zeit mit so vielen Hundebesitzern verbracht, die alle einfach rundum glücklich und zufrieden mit ihren Hunden sind. Auch ein Pudel ist nicht immer perfekt - aber alle waren für ihre Menschen der perfekte, schönste und beste Hund, den es gibt. So muss das sein!

Grüße an alle, die da waren - ich hoffe, ich sehe einige wieder. Und falls mir jemand ein paar Fotos schickt, dann werde ich sie hier natürlich veröffentlichen.

Bis bald!

Und wieder grüßt das ZDF

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Ich habe doch noch eine Antwort auf meine Beschwerdemails bekommen. Leider komplett am Thema vorbei - es geht mir ja nicht um Frau Nowak, sondern um das "Rudelstellungs-Gedöns". Ob ich noch mal hinschreiben soll?

Lest selbst:

Sehr geehrte Frau Roderer,
als verantwortliche Redakteurin möchte ich mich für Ihre engagierte Kritik bedanken. Ihre Einschätzung teilen wir allerdings nicht. Wir begleiten in unserer Reihe „Die Hundeflüsterin“ Maja Nowak, die sich in jeder Folge mit den unterschiedlichsten Hundeproblemen beschäftigt. Zu keinem Zeitpunkt haben wir den Anspruch vertreten, "die Wahrheit", oder wissenschaftliche Erkenntnisse zu präsentieren. Wir dokumentieren lediglich den Arbeitsalltag unserer Hundeexpertin und beschreiben ihre Arbeitsweise. Frau Ertel, die in keiner Folge auftaucht, wurde von uns nur im Internet erwähnt, weil Maja Nowak sich auf deren Erkenntnisse stützt. Bis zum heutigen Tag gibt es für uns keinen Grund, an Frau Nowak zu zweifeln. Auch die Hundehalter, die ihren Rat gesucht haben und mit denen wir dauerhaft im Kontakt stehen, sind ausnahmslos zufrieden und dankbar, weil sich ihre Lebensqualität durch das Training erheblich gesteigert hat.
Dass unsere Hundeflüsterin die "Hundeszene" bewegt, ist uns bekannt. Die Gefahr einer gewaltigen Blamage sehen wir nicht.
Mit freundlichem Gruß
Carmen Peter

Immer noch ein bisschen schreibfaul...

Im Auge des Betrachters

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Gestern hatte ich zwei sehr ähnliche und doch so unterschiedliche Begegnungen. Beide Male eine ältere Dame, die uns entgegenkam. Beide Male nehme ich Blacky ins Fuß. Da hatte ich bisher mehr damit zu tun, ihn nach vorne zu begrenzen, habe das entsprechend ordentlich geübt - woraufhin der Hund sich nun eben einfach nach hinten zurückfallen lässt, wenn ich nicht aufpasse. In dem Moment, in dem ich der alten Dame zunicke, dreht der Hund also prompt hinter mir zum Schnüffeln ab. Ich merke es, zitiere ihn wieder ins Fuß, was auch klappt, und gehe weiter.
Reaktion alte Dame Nummer 1: "Na der hat ja wohl einen eigenen Kopf!" (Ich sage lächelnd Jaja und denke heimlich: Wie, ich dachte, den hat er nur zur Befestigung der Ohren... ).
Reaktion alte Dame Nummer 2: "Oh, der hört ja aufs Wort! So ein toller Hund!"

Tja, ein echter Fall von Glas halb voll oder halb leer. Ich nehme das halb volle!

Hunde, die bellen...

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Teenager schwanken zwischen Überempfindlichkeit und Größenwahn, das weiß jeder, der sich mal mit Heranwachsenden herumgeschlagen hat, ob Mensch, ob Pferd, ob Hund. "Plötzlich" benimmt sich der Hund anders, und oft verbellt er auf einmal alles mögliche. Hunde machen typischerweise im zweiten Lebenjahr eine Phase der Unsicherheit durch.

Keine Überraschung also, dass auch Blacky so ein Verhalten an den Tag legt. Allerdings sehr selektiv. Auch das ist typisch, von diesem Phänomen betroffene Hundebesitzer haben dann auch stets ein großes Fragezeichen auf der Stirn - warum bellt er ausgerechnet X oder Y an? Hat aber mit Z kein Problem?
Relativ einfach zu beantworten ist die Frage, wenn es Dinge gibt, vor denen der Halter selbst ein bisschen Respekt hat - große, fremde Hunde zum Beispiel. Merkt der Hund die Unsicherheit des Halters, ist er selbst unsicher und bedient sich der bewährten Strategie: Angriff ist die beste Verteidigung. Aber damit ist ist längst nicht alles erklärt.

Ich habe jetzt ein paar Tage lang über Blackys neuen Tick gegrübelt. Er hat einige Male den großen bösen Hund herausgekehrt - und zwar ausschliesslich, wenn er frei läuft, und es waren immer Männer, die er verbellt hat. Und zwar jung bis mittleren Alters, die völlig normal, ohne Hund, und ohne jedes Interesse an ihm entgegenkommen. Alles andere - Frauen, Kinder, Radfahrer, Hunde, alte Leute, Pferde - keine Reaktion. Habe ich Angst signalisiert? Ganz sicher nicht. Es waren völlig harmlose, normale Männer, vor denen ich nicht den Hauch von Angst habe. Keine dunklen Gestalten mitten in der Nacht.

Es hat ein bisschen gedauert, bis es mir dämmerte.

Von Anfang an war mir klar, dass Blacky eher zur Kategorie Hasibärchen gehört. Er ist nicht besonders mutig, und reagiert zunächst eher mit Rückzug als mit Angriff. Solche Hunde entwickeln sehr leicht eine Angstaggression, vor allem, wenn sie das Gefühl haben, dass sie ungeschützt sind und Flucht keine Option ist. Entsprechend habe ich mit Blacky extrem dagegen gearbeitet. Er soll sich nicht verteidigen müssen (und er sollte natürlich auch nicht freudig und voller Begeisterung überall hin flitzen).

Die Strategie war also von Anfang an: Bei Begegnungen Sicherheit geben, zeigen, dass ich die Situation unter Kontrolle habe. Keine Kontakte an der Leine, weder Hund noch Mensch. Bei Begegnungen Hund zu mir, auf die abgewandte Seite, kein Aufhebens machen, aber deutlich zeigen: Überlass die Führung mir. Hat super geklappt. Dachte ich. Denn da gab es eine kleine Lücke in meinem System.

Ich wollte nicht, dass er Joggern hinterherrennt, habe also bei Joggersichtung entsprechend reagiert. Gleiches bei Fahrrädern, bei Kindern, bei alten Leuten, bei Menschen mit Hunden.  Bei Damen in langen Kamelhaarmänteln. Bei Leuten, die misstrauisch guckten, sowieso. Ich habe also immer Führung signalisiert. Ausser - ja ausser, wenn ich dachte: Ach, der stört sich nicht an meinem Hund. Ich habe Männer, die den Hund gar nicht beachtet haben (also offensichtlich auch keine Angst hatten), einfach nicht für wichtig genug gehalten, um zu reagieren. Fremde Männer wurden von mir einfach nicht in die Kategorie: Lass nur, ich kümmere mich schon drum! gesteckt. Schön blöd!

Tja, jetzt kümmert sich der Pudel drum. Rennt hin (an der Leine guckt er nichtmal hin, an der Leine ist er ja sicher!), bleibt 5 Meter vor dem Mann stehen und bellt.  Dabei ist er offensichtlich unsicher und sehr aufgeregt - zu aufgeregt, um auf mich zu hören. Zumal von mir Geschimpfe kam, bzw. ich ihn mir einmal unsanft gegriffen habe - was Blacky noch unsicherer und das Ganze schlimmer machte.

Denn da ist das nächste Problem. Meist wird versucht, ein solches Verhalten mit "Lass das!", mit Abbruchsignalen und Strafe abzustellen. Da werden Wurfdiscs geschleudert, mit Wasser gespritzt, geschimpft und gezetert. Was im besten Fall nichts nützt, im ungünstigen Fall alles schlimmer macht und das Vertrauen des Hundes zusätzlich bröckeln lässt. Eigentlich logisch, wenn man sich in den Hund versetzt:

Hund: "Da! Ein böser Mann! Du hast ihn nicht gesehen, aber ich! Um den muss ich mich kümmern, ich jag ihn weg! Keine Sorge, ich mache das!"
Frauchen: "Du Idiot, lass das! Nimm das *schepperkrach* und das *spritz*"

Hmmm.

Die Antwort sollte sein: "Ah, ja, Danke. Du hast besser aufgepasst als ich. Komm her, ich mache das schon!"

Also: Freundlich heranrufen, den Hund abschirmen, Alternativverhalten abfragen (z.B. Sitz), belohnen.

Natürlich befolgt Blacky den Rückruf in seiner Aufregung nicht sofort, was blöd ist, aber nicht besser wird, wenn ich ihn anschreie.  Eine Lösung ist dann z.B. die gute alte Schleppleine, mit der ich ihn einsammeln kann. Und ich muss vorausschauend laufen und besser aufpassen - bis Blacky mir glaubt, dass ich auch mit arglos herumlaufenden, vollkommen harmlosen Männern umgehen kann...



Der mit dem Windhund tanzt

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Wenn man einen Pudel hat, kommen einem andere Hunde manchmal ein bisschen träge vor.... wenn man dann einen 14 Monate alten Windhundmix trifft, kommt einem der Pudel ein bisschen träge vor. So kanns gehen!

Die wunderschöne, pfeilschnelle Meo schafft Blacky mit links, und wenn der Pudel nicht mehr kann, rennt sie noch ein paar Runden alleine.








Verstärker und Strafe

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In letzter Zeit habe ich einige Diskussionen über die Theorie der Operanten Konditionierung - aka Lerntheorie -  über positive und negative Verstärkung, über Strafe, Meideverhalten usw. verfolgt oder geführt. Da wird oft vieles durcheinander geschmissen und ziemlich falsch verstanden.
Das größte Problem ist, dass eine ziemlich nüchterne Begrifflichkeit, die natürliche Gesetzmässigkeiten schematisch zu beschreiben versucht, nicht nur allzu unüberlegt auf komplexe, reale Bedingungen angewandt wird, sondern oft auch noch mit einer moralischen Bewertung überstülpt wird - Strafe muss "schlecht" sein, negative Verstärkung sowieso - ist ja negativ. Dadurch entstehen jede Menge Missverständnisse und Trugschlüsse.

Ein paar dieser Trugschlüsse möchte ich mal aufdröseln.

Der erste: Die Lerntheorie ist eine Art Anleitung für Tiertrainer. Falsch.

Was die Lerntheorie versucht zu verstehen, ist, wie Lernen funktioniert. Lernfähige Lebewesen (Mensch, Hund, Schildkröte.. im folgenden "Wir" genannt) haben diese erstaunliche und faszinierende Fähigkeit, ihr Verhalten aufgrund vorangegangener Erfahrungen zu verändern. Lernen ist ein Prozess der Anpassung an die Umwelt - genauso, wie es auch die Evolution ist. Nur eben auf der Ebene des Individuums. Und wie die Evolution folgt auch dieser Anpassungsprozess bestimmten Gesetzen.
Wer ein Tier bewusst trainiert, ist natürlich ein Teil von dessen Umwelt - aber tatsächlich nur ein (kleiner) Teil. Lernen findet ständig und immer statt - egal, ob ich als Mensch gerade bewusst einwirke oder nicht.

Wie funktioniert Lernen?

Lernen ist ein hochkomplexer Vorgang. Manche Organismen sind hochgradig lernfähig, andere nur geringgradig. Aber überall da, wo ein Organismus in der Lage ist, auf seine Umwelt zu reagieren und sein Verhalten zu verändern, also nicht nur von Reflexen gesteuert wird, findet Lernen statt.
Es ist möglich, durch Nachahmen zu lernen, oder durch Versuch und Irrtum. Sehr häufig findet Lernen in einem sozialen Kontext statt. Aber immer gilt:
Das Individuum hat unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten. Und:
Es besitzt die Fähigkeit, einen Zusammenhang zwischen seiner Handlung und dem Ergebnis zu erkennen.
Banal? Gar nicht! Wer sich das nächste mal fragt, warum sein Hund etwas nicht "kapiert", der möge diese beiden Kriterien zuerst betrachten.
Beispiel: Hatte der Hund überhaupt Handlungsalternativen?  Hatte er jemals die Möglichkeit an einer Leine NICHT zu ziehen - oder wird er sowieso ständig kurz gehalten und herumgezerrt?
Oder: Besteht aus Sicht des Hundes ein Zusammenhang zwischen seiner Handlung und der Strafe dafür - oder hat er den Mülleimer schon vor einer Stunde ausgeräumt und weiß gar nicht, wofür er bestraft wird? (Timing - einer der größten Fallstricke, siehe unten).

Übrigens: Selbst die lernfähigsten Lebewesen geraten gar nicht selten in einen Zustand, in dem sie keine Handlungsalternativen haben, weil sie schlicht zu aufgeregt oder gestresst sind - Angst und Übererregung, auch Übermüdung, verhindern Lernen. Dann übernehmen andere Kräfte - Instinkte wie der Fluchtinstinkt, Verteidigungsbereitschaft (Aggression) oder starke Emotionen (z.b. Wut), die den Handlungsspielraum einschränken oder sogar ganz und gar eliminieren. Dann findet kein Lernen statt - und selbst wenn unser Wutanfall unangenehme Folgen hatte, geraten wir beim nächsten Mal über dasselbe wieder in Rage. Wir waren unfähig, zu lernen.

Jetzt fehlt noch der Kern der Sache - nämlich die Tatsache, dass Wir, die lernfähigen Organismen, stets und immer eine Bewertung der Konsequenzen unserer Handlung vornehmen. Und hier gibt es nur Plus und Minus, 0 und 1: Ist die Konsequenz gesteigertes oder vermindertes Wohlbefinden?
Das ist alles. Es ist ein wundervoll einfaches Prinzip, das ungeheure Komplexität ermöglicht.

Skinner, der Vater der ganzen Theorie, hat für alles, was unser Wohlbefinden steigert, den Begriff "Verstärker" geprägt. Alles, was unser subjektives Wohlbefinden vermindert, hat er "Strafe" genannt - und damit die größten Missverständnisse vorprogrammiert. Strafe ist ein Begriff, der im allgemeinen Gebrauch eine moralische und eine soziale Dimension besitzt. Strafe ist "schlecht" und es gibt immer jemanden, der bestraft. Beides trifft aber in Skinners Verwendung nicht zu! Hätte er mal lieber den Begriff "Verminderer" benutzt... na ja, zu spät.

Man sollte glauben, dass es ganz einfach ist, Verstärker und Strafe zu unterscheiden. Ist es aber überhaupt nicht. Um zu sehen, was was ist, muss man das Pferd von hinten aufzäumen. Erst am späteren Verhalten erkennt man, ob etwas als Verstärker oder als Strafe gewirkt hat.
Denn Verstärker bewirken, dass wir (die lernfähigen Organismen) das verstärkte Verhalten häufiger und/oder ausgeprägter zeigen, als vorher.
Strafen bewirken, dass wir das Verhalten seltener und/oder weniger ausgeprägt zeigen, als vorher.
Ein Beobachter weiß also erst hinterher, ob eine Erfahrung als Verstärker oder als Strafe gewirkt hat.

Und hier liegt der zweite große Trugschluss: Eine bestimmte Erfahrung kann entweder eine Strafe oder ein Verstärker sein, und zwar jedes Mal. Falsch.

Wer sich wundert, dass sein Hund etwas partout nicht lernt, findet den Fehler vielleicht hier.

Typisches Beispiel: Der Hund springt mich an, ich schreie und schimpfe und stosse ihn weg. Der Hund springt mich noch mehr an. Auch wenn ich also glaube, eine Strafe eingesetzt zu haben - Schreien, Schimpfen und Wegschubsen - habe ich tatsächlich das Verhalten verstärkt. Wie bitte? Wie kann Schreien, Schimpfen und Wegschubsen das Wohlbefinden des Hundes steigern? Dafür gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. Der Hund hat mich aus Aufregung angesprungen, und als hochsoziales Lebewesen steigert es sein Wohlbefinden, wenn seine Emotionen von anderen geteilt und bestätigt werden (Empathie). Oder der Hund hat mich in spielerischer Absicht angesprungen und findet es super, dass ich mitspiele.
Oder - zurück zur ersten Grundvoraussetzung des Lernens - der Hund war so aufgeregt, dass ihm keine Handlungsalternative offen stand. Dann war mein Verhalten weder Verstärker noch Strafe, sondern schlicht wurstegal, weil er sowieso nicht Lernen konnte. Dann hätte ich den Hund erst beruhigen müssen, um ihn in einen lernfähigen Zustand zu versetzen, habe aber seine Aufregung durch meine Aufregung noch gesteigert.

Verstärker und Strafen sind also absolut subjektiv - nur der Lernende entscheidet, was für ihn das eine oder andere ist. Ich kann einem Kind noch so viele Gummibärchen zur Belohnung geben, wenn es keine Gummibärchen mag,  sind sie keine Belohnung. Ich kann Streicheln noch so "lieb" meinen, wenn der Hund die Berührung nicht mag, dann ist Streicheln keine Belohnung. Es ist dann sogar effektiv eine Strafe - er wird meine Nähe weniger suchen.
Verstärker und Strafen sind außerdem ganz und gar kontextabhängig. Das erste Stück Schokolade ist für mich eine Belohnung - das hundertste nicht, denn davon wird mir schlecht. Und was für mich eine Strafe sein kann, kann für einen anderen die größte Belohnung sein. Ein Ticket zu einem Heavy Metal Konzert zum Beispiel.

Außerdem wirken Verstärker und Strafen nie isoliert. Die schematische Darstellung der Lerntheorie verleitet dazu, das zu glauben. Unter Laborbedingungen kann man ein Lebewesen auch tatsächlich isolierten Erfahrungen aussetzen - drück den Knopf, du bekommst Futter, drück den anderen Knopf, du bekommst einen Stromstoß. In einer komplexen Umwelt ist das aber völlig anders. Hier wirken ständig mehrere Kräfte auf uns ein, und wir wägen andauernd ab, was überwiegt. Das ist der nächste große Trugschluss:

Man kann entweder belohnen oder strafen. Falsch.

In einer natürlichen Umwelt hat jede Handlung nicht nur eine Konsequenz, sondern viele. Da ist schon alleine die Tatsache, dass jegliche Anstrengung (bei Skinner: Effort) de facto als Strafe wirkt. Wenn wir Energie verbrauchen, wird damit unser Wohlbefinden immer ein wenig vermindert, weil wir danach hungriger oder müder sind als vorher. Nur, wenn wir wissen, dass die Handlung andererseits unser Wohlbefinden steigern wird, und zwar mehr, als es die Anstrengung vermindert hat, führen wir sie trotzdem aus. Ja, es gibt Menschen, die sich scheinbar völlig sinnlos komplett verausgaben - aber das Erfolgserlebnis, 100 Kilometer durch die Wüste gelaufen zu sein, überwiegt. Das heisst nicht, dass sie die Strafe nicht fühlen, die Erschöpfung, die wunden Füsse... aber das Ergebnis ihrer subjektiven Abwägung ist ein anderes als bei den meisten anderen Menschen. Da mir dieses Erfolgserlebnis relativ egal ist, würde ich schon nach 100 Metern aufgeben. Und das vor allem NIE WIEDER tun - die Strafe hätte gewirkt.

Also auch hier wieder: es ist vollkommen subjektiv. Das ist auch bei Tieren so. Wölfe jagen nicht zum Spaß, Hunde tun das recht oft. Das liegt nun sicher nicht daran, dass Wölfe weniger Jagdtrieb (und einen Trieb zu befriedigen, ist ein mächtiger Verstärker) haben, als Hunde. Aber da ihnen abends keiner einen vollen Futternapf hinstellt, können sie den unnötigen Energieverbrauch (die Strafe) nicht in Kauf nehmen.

Wenn man als Trainer auf ein Tier einwirkt, ist es fast unmöglich, vollkommen und absolut eindeutig zu sein. Man ist ja kein Laborknopf, sondern Sozialpartner. Meine Emotionen, jede Bewegung, meine gesamte Ausstrahlung wirken gleichzeitig auf das Tier - als Strafe oder als Verstärker - und meist stärker, als das Leckerlie in meiner Hand. Gute Trainer haben ihre Körpersprache und ihre Emotionen unter Kontrolle und wirken eindeutiger auf das Tier, als schlechte Trainer - heisst, das Tier muss weniger abwägen und kommt schneller zum von mir gewünschten Ergebnis, als wenn ich es mit widersprüchlichen Botschaften bombardiere.

Wenn mein Hund also nicht hört - liegt es vielleicht daran, dass ich mehr Strafe als Verstärker aussende? Böse schauen, angespannte Körperhaltung, laute Stimme? Oder Unsicherheit, Stress? Für das soziale Wesen Hund vermindern solche Signale seines Sozialpartners sein Wohlbefinden. Oft mehr, als Lob oder Leckerlie es ausgleichen können.

Und schließlich:

Selbst der weltbeste Trainer konkurriert in seinem Tun mit dem Rest der Welt. Kann sein, dass er etwas verlangt, was für den Hund in diesem Moment mehr Strafe ist, als er mit all seinen Verstärkern aufwiegen kann (z.B. in die Badewanne steigen). Kann sein, dass andere Verhaltensweisen (sich im toten Fisch wälzen zum Beispiel) mehr Lohn versprechen, als das zu tun, was der Trainer will (zu ihm kommen für ein blödes Leckerlie...).
Zu erkennen, welche strafenden/verstärkenden Einflüsse außer mir selbst gerade auf den Hund einwirken, ist Voraussetzung guten Trainings.
Wer sich das einmal klar macht, wird sich nicht mehr wundern, wenn der Hund ein Kommando, dass er auf dem Hundeplatz perfekt ausführt, im Wald auf einmal nicht mehr zu kennen scheint. Draussen im Wald gibt es Verstärker, die es auf dem Hundeplatz nicht gibt - die Freude daran, einem Reh hinterherzurennen, einer Spur zu folgen, zu buddeln, sich in Sch**** zu wälzen - das lässt die Verstärker in Frauchens Hosentasche blass aussehen. Und daher werden Verhalten wie weglaufen, buddeln oder wälzen im Wald gezeigt und nicht auf dem Hundeplatz - denn dort wird dieses Verhalten ja auch nicht verstärkt.

Fazit:

Es ist überraschend schwierig, alle auf meinen Hund (und mich!) einwirkenden Strafe und Verstärker klar zu erkennen und auseinander zu halten. Wenn man sich nun die unterschiedlichen Strafen und Verstärker und deren Wirkung anschaut, wird es noch etwas komplexer. Aber das dann morgen!


Sprüche

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Als das Bonnie-Pony jung war, hatte sie eine tolle Angewohnheit: Wenn wir Spaziergängern begegnet sind, blieb sie wie angewurzelt stehen und betrachtete die Leute. In aller Ruhe. Da half kein Betteln und kein Flehen, keine Gerte, nix. Sie glotzte.

Und immer kam derselbe Spruch:  "Na, will er net?" 

Die meisten Leute blieben auch noch stehen, um sich das Ganze amüsiert zu betrachten. Jetzt konnte ich ja schlecht sagen: Gehen Sie bitte weiter, weil mein Pony sich sonst nicht bewegt!?! Wie peinlich ist das denn. Da sass ich also lächelnd auf dem kleinen, süßen Pony ("Wächst der noch?"), während meine Mitreiter vor Lachen bald vom Pferd fielen.

Irgendwie hatte ich das ganz vergessen. Verdrängt. Seufz.

Jetzt habe ich einen jungen Hund. Der manchmal keine Lust hat, sofort zu hören, wenn er gerufen wird, weil uns Leute entgegenkommen (ich weiß auch warum, wenn ich ganz streng und genervt BLACKY! rufe, dann kommt er nicht, manchmal tu ich das trotzdem, schön blöd).

Bei Hunden sind die Sprüche irgendwie abwechslungsreicher.

"Na, der macht ja wohl was er will!"
"Der hat wohl seinen eigenen Kopf!"

Und gestern:

"Der versteht wohl kein Deutsch!"

Der dachte, Blacky wäre so ein portugiesischer, italienischer, spanischer Wasserhund und wollte was ganz Schlaues sagen. Oh Mann. Nö, issn Pudel.

"Echt - das ist ein Puuuudel?"

Ja, echt.

"Die sind doch soooo intelligent!"

Nö, dieser hier nicht. Der versteht kein Deutsch!




Verstärker und Strafe - Teil 2

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Bevor es mit der ganzen Verwirrung um positiv und negativ weitergeht - ein fundamentaler Unterschied zwischen Verstärker und Strafe fehlte noch in Teil 1.

Verstärker bewirken, dass ein Verhalten öfter/ausgeprägter gezeigt wird. Strafen bewirken, dass ein Verhalten seltener/weniger ausgeprägt gezeigt wird. So weit alles klar.

Was folgt daraus?

Verstärker bewirken, dass Wir, die lernfähigem Organismen, unseren Handlungsspielraum ständig vergrößern. Die Erfahrung von Erfolg - die Steigerung unseres Wohlbefindens - ermutigt nicht nur dazu, dasselbe Verhalten erneut zu zeigen, sondern auch zum Ausprobieren, Variieren von Verhaltensweisen, zur Suche nach mehr Erfolg. Neugier, Offenheit und Experimentierfreude sorgen dafür, dass wir immer neue Möglichkeiten entdecken, unser Wohlbefinden zu steigern.

Strafen bewirken das Gegenteil. Sie verkleinern unseren Handlungsspielraum, weil wir tendenziell in dieser Richtung nicht mehr weiter herumprobieren. Das ist der Sinn von Strafen (in einem natürlichen Umfeld). Dieser Mechanismus bewahrt uns davor, uns zu verletzen oder in Gefahr zu begeben. Er verringert auch unsere Offenheit für neue Erfahrungen, unsere Flexibilität.

Nun ist aber das Vorhanden sein von Handlungsalternative eine der Grundvoraussetzungen des Lernens. Je mehr Handlungsalternativen wir haben, desto besser, schneller und vielfältiger lernen wir. Unsere Fähigkeit, zu Lernen, wir größer. In einem Umfeld, in dem viele Verhaltensweisen bestraft werden, wird unser Handlungsspielraum immer kleiner, und damit auch unsere Fähigkeit zu Lernen.

Wenn ich mich nun also als Mensch zum Teil der Umwelt eines Lebewesens emporschwinge, Verstärker und Strafen in die Umwelt des Tieres einbringe, beeinflusse ich damit auch dessen Handlungsspielraum und somit unmittelbar sein Potential, zu Lernen.

Inzwischen setzt es sich immer mehr durch, Tiere über Verstärker statt über Strafen zu trainieren. Und das sollte es auch - nicht aus moralischen Gründen, nicht nur , weil wir "nett" sein wollen - sondern, weil Lernen so einfach besser funktioniert und wir sehr viel mehr erreichen können.

Vielleicht ein gutes Argument, wenn mal wieder jemand darüber herschwadroniert, dass man dem "dominanten" Hund mal so richtig zeigen sollte "wer der Herr ist"!

Kastration

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Ein Thema, zu dem ich nach wie vor keine klare Meinung habe. Es gibt ebenso vehemente Gegner wie Befürworter der Kastration, das Thema spaltet die Hundewelt. Ich habe mich unter anderem deshalb für einen Rüden entschieden, weil ich mich da weniger in Zugzwang sah, eine Entscheidung zu treffen.
Das einzige, was ich ganz sicher weiß - eine Frühkastration wäre auf keinen Fall in Frage gekommen. Es gibt in USA und England Züchter, die ihre Welpen kastriert abgeben, vor allem bei Designerdogs wie dem Labradoodle ist das öfter der Fall. Ein schrecklicher Gedanke.
Blacky ist jedenfalls unkastriert, und solange es nicht einen wirklich schwerwiegenden Grund gibt, das zu ändern, darf er seine Eier auch behalten...

Anlass für diesen kleinen Gedankenausflug (und ja, ich bin immer noch so schreibfaul...) ist dieser Artikel, der gerade durch die Hunde-Netz-Welt geistert. Sehr interessante, und vor allem sehr offene und ehrliche Worte eines Tierarztes:

Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel


Ein Schreck und eine Anatomiestunde

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Heute abend komme ich nach Hause, mein Hund räkelt sich auf dem Bett (der steht nicht mal auf zur Begrüßung...), streckt mir den Bauch zum Kraulen entgegen - und was entdecke ich? Knubbel!! Beulen!! Links und rechts vom Pullermann. Panik! Was ist das, und woher kommt das plötzlich? Waren die gestern schon da? Wann hab ich den Hund das letzte Mal am Bauch gekrault? Tun die weh? Anscheinend nicht. Hund räkelt sich immer noch.
Erst mal Leine dran und raus - kanns ne volle Blase sein? Wo ist die Blase denn überhaupt beim Hund? Der Hund lässt sich ewig Zeit mit Schnüffeln... kein Beinheben... wieso muss der nicht? Naja, so lange ist das letzte Gassi ja nicht her... eine übervolle Blase scheint das nicht zu sein...  Schaffe ich es morgen vor der Arbeit zum Tierarzt? Was wenn der was Schlimmes hat? Mein Hund! Mein Blacky! Kopfkino!
Wieder zuhause erstmal den Hund auf den Rücken gerollt. WEG! Keine Knubbel mehr. Das hab ich mir doch nicht eingebildet?!
Gott sei Dank gibt es Internet. Dank Google weiß ich jetzt, dass ich nicht die einzige bin, die sich mit der Anatomie des männlichen Hundes nicht auskennt:

Die Eiersuche bei Willi

und im Dogforum hab ich sogar ein Bild gefunden:

Es sind - tadaaa: Schwellkörper!

Echt jetzt. Tss. Dann scheint es ihm ja wohl ganz gut zu gehen...


Bloch und die Rudelstellungen

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Leider ist das Rudelstellungsgedöns schon lange keine Randerscheinung mehr...  Das ganze Geschwurbel hält in vielen Versionen - so manche Nachahmer und Ex-Gefolgsleute machen mit "Rudelstellung light" ihr eigenes Ding - Einzug ins Alltagswissen der Hundewiesen. "Irgendwas muss doch dran sein!"
Sogar die Pizza-Hunde mussten schon herhalten als Argument für "Und es gibt sie doch!". Tja, was nicht passt, wird passend gemacht, oder wie?

Nein, meint Günther Bloch, es ist nix dran: Seine ausführliche, fundierte und bisweilen sarkastische Stellungnahme zum Lieblingsthema der Hundewelt:

Um die extrem realitätsfremd wirkende neue Wunderwelt der „einzig wahren Lebensform für Hunde“ nochmals auf den Punkt zu bringen, wiederhole ich gerne ein wichtiges Zitat der bedeutensten Ethologin Deutschlands, Dorit Feddersen-Petersen: „Diese Art der (vRS) Hundeeinschätzung hat nichts mit der Biologie von Hunden zu tun, ist tierfremd und tierschutzrelevant“. Ein vernichtendes Urteil. Ein fachlich klärendes Resümee einer wahren Hundefachfrau, die ihr Leben der Kanidenforschung widmet und seit Jahrzehnten bewiesen hat, wie man Wolfs- und Hundeverhalten wertfrei und präzise beobachtet und analysiert. Zweifel, ob an den imaginären sieben ererbten Rudelstellungen „doch irgendwas dran ist“, sollten sich somit erledigt haben. Hoffentlich kommen jetzt alle wirklichen Hundefreunde, die nichts anderes wollen als harmonisch mit ihren vierbeinigen Familienmitgliedern zusammenleben, wieder zur Vernunft..... 
Alles Lesen - hier Klicken!


Rhodesian Ridgeback hat Spaziergängerin Nase abgebissen!

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Klingt wie eine böse BILD-Schlagzeile.
Hier die Fakten: Die Nase ist noch dran. Es handelt sich um meine Nase. Der Ridgeback war noch ein Welpchen - eine entzückende, sehr überschwängliche kleine Maus. Mit spitzen kleinen Welpenzähnen. Und ZACK! Jetzt hab ich zwei Macken auf der Nase. Hat sogar richtig geblutet, obwohl es nur winzige Kratzer sind.
Dem armen Herrchen war das so peinlich... Dabei war es doch meine Schuld. Man beugt sich halt besser nicht vor,  um einen Welpen zu streicheln, in die Hocke gehen ist allemal sicherer. Die Lektion vergesse ich nicht so bald wieder - und meine Güte, war die kleine Schnappschildkröte schnell.
Freilich, mein zartes Pudelchen hat und hätte sowas nicht fertiggebracht, aber es kann ja nicht jeder Hund so ein Hasibärchen sein. Also, nie vom Pudel auf andere schliessen!

Das würde ich nie machen!

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Zum Beispiel Stöckchen werfen. Wegen dem Verletzungsrisiko. Ich werfe natürlich trotzdem manchmal welche, nämlich ins Wasser. Spielzeug bringt er nicht zuverlässig zurück.
Ich würde auch niemals eine Flexileine verwenden. Außer neuerdings für die Abendrunde - da ist sie einfach praktisch. Inzwischen ist unsere Leinenführigkeit grundsätzlich so weit, dass mir die Flexi das nicht komplett versaut.
Ich würde den Hund auch niemals im Wohnzimmer mit den Meerschweinchen alleine lassen - dieses "nie" ist schon seit Monaten Geschichte...
Was ich immer noch niemals machen würde, ist, den Hund vor dem Supermarkt anbinden. Mal sehen, ob sich das auch noch ändert.
Mal soll halt nie nie sagen.

Dummfug der Woche

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Ich kanns nicht lassen, mich über Rudelstellungen aufzuregen... Hier der bisherige Tiefpunkt, gelesen auf der Info-Seite der Hundesprachschule Leipzig, die ich hier nicht verlinken möchte... mehr auf der Infoseite Rudelstellungen klargestellt.

Achtung Zitat:

Damit soziale Verbände bei Tieren überhaupt funktionieren, bekommen sie von der Natur einen Bauplan in die Hand. Jedes in einem Sozialverband lebende Tier hat am Tag seiner Geburt auf Grund seiner speziellen Eigenschaften und daraus resultierenden Fähigkeiten seinen festen Platz in dieser Struktur. 

Ein krasseres Unverständnis des Wortes "sozial" ist mir noch nicht untergekommen. Man weiß gar nicht, was man dazu sagen soll.  Und es trifft nicht nur Hunde, es trifft "jedes in einem Sozialverband lebende Tier" - also auch den Menschen?

Tschüss Verhaltensbiologie, Genetik, Psychologie, Neurologie - die ganze Mühe war umsonst, wir konnten wir alle nur so blind sein?

Fehleranalyse und Würstchenoffensive

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Ich neige ja eher zu Aktionismus. Problem? Lösung! Und zwar bitte sofort. Dass es so bei der Ausbildung eines Hundes nicht geht, ist klar - für mich ist dieses nicht-sofort-etwas-tun-können eine riesige Frustquelle.

Daher ist es mir sehr wichtig, mich erst einmal aus dem Problem soweit wie möglich herauszunehmen, Abstand zu bekommen, Frust oder Enttäuschung für mich abzuarbeiten (denn wenn man diese Gefühle im Umgang mit dem Hund zulässt, macht man viel kaputt), in Ruhe eine Strategie auszuarbeiten und die dann umzusetzen.

Blacky hat ja bisher eigentlich keine "Probleme gemacht", alles lief super. Dass der heranwachsende Hund selbstständiger wird, auch mal auf Durchzug stellt, völlig normal. Aber dann ist er mir ein paar Mal - so 3-4 Mal - abgedüst. Für mich unvorhersehbar (in dem Moment). Und war dann für ein paar Minuten auf Abwegen. Er kam dann wieder, ja - trotzdem: Genau das will ich doch auf keinen Fall!

Wenn aber, trotz aller Vorarbeit, trotz allem Rückruf-Übens, allem Jagdverhalten-Vorbeugen-Trainings dann das eintritt, was man am meisten fürchtet - ein Hund, den man nicht ableinen kann - Schock. Frust. Enttäuschung. Und für "Ich bin dann mal weg" gibts eben keine schnelle Lösung.

Also habe ich die letzten Wochen damit verbracht, darüber nachzudenken, was denn nun schief gelaufen ist. In welchen Situationen ist das passiert? Schnell beantwortet: Im Freilauf am Pferd - oder an Stellen, wo ich gewöhnlich mit Pferd lang komme. Also gabs erst mal keinen Freilauf am Pferd mehr, und die Zu-Fuss-Gassi-Runden an "sicheren" Wohlfühl-Orten. Erst mal keine Experimente mehr. Durchatmen. Zeit, erst mal genau hinzuschauen.

Die erste Überraschung: Das angeleinte Laufen am Pferd fand Blacky überhaupt nicht schlimm. Es ist gut geübt, er läuft entspannt und sicher an der Leine, zieht nicht, und aufs Pony ist Verlass. ICH war diejenige, die sich innerlich gegen die Leine gesträubt hatte, das schöne Bild vom brav mitlaufenden, unangeleinten Hund unbedingt genau so haben wollte. Ich hatte erwartet, dass dem Hund, so wie mir, irgendwie was fehlen müsste - aber nein, er schien total zufrieden.

Im Vergleich fiel mir auf: Im Freilauf am Pferd hatte er in den Wochen davor ein ganz anderes Bild geboten: flitzte lebhaft und aufgedreht herum, rannte immer wieder vom Weg runter, musste gerufen werden, kam zurück, rannte wieder los - und "hörte" mich irgendwann nicht mehr. Und das sah wirklich so aus, als würde er mich nicht hören - nicht wahrnehmen, nicht einordnen können. Mein Hund war, wie man in Hundereziehungs-Sprech so sagt, schlicht überdreht. Die erwachenden Sinne völlig überflutet, und der Hund überfordert damit, das alles einzuordnen. Und ich, auf dem Pony im "Wissen" dass er da ja immer hinterherkommt, nicht wirklich für ihn da. Und obendrein immer recht flott unterwegs - zu flott...
An der Leine dann, in ruhigerem Tempo, gab es wieder, was Blacky eigentlich braucht: eine klare Linie, deutliche Führung, wenig Adrenalin, viel Sicherheit. Oder wie meine Mitreiterin sagte: "Ich glaube, der ist froh, dass er nicht mehr den ganzen Wald abchecken muss!" Das Jagen - oder besser: aufgeregt herumrennen - als Übersprungshandlung aus schlichter Überforderung. Und ich habe die Anzeichen nicht gesehen oder nicht sehen wollen.

Inzwischen sind wir wieder auf dem Stand, dass er ohne Leine mitläuft. Im Moment nur, wenn wir alleine unterwegs sind, und ich nicht abgelenkt bin. Immer nur phasenweise, dann wieder "Pause" an der Leine. Mit sehr viel Ansprache von mir. Und unter verstärktem Leckerlie-Einsatz. Denn das war die zweite Erkenntnis meiner Grübelphase: Das unerwünschte Verhalten "abstellen" wird nicht klappen. Brüllen, Schimpfen führt nur dazu, dass der Hund erst recht nicht kommt. Es muss ein Alternativverhalten her. Habe ich dem Hund wirklich beigebracht, was ich eigentlich will?

Im Grunde nicht. Für Blacky taugt es nicht, ihm "freie Hand" zu lassen und ihn halt zu rufen, wenn er kommen soll. Entspannter und damit zugänglicher ist er, wenn er nah bei mir bleibt. Aber kriege ich das hin, einen engen Radius zu trainieren? Der Standard dafür ist ja Schleppleinentraining - aber das geht am Pferd nicht, und sobald irgendeine Art von Leine dran ist, gibts nix zu trainieren, dann läuft der Hund eh in meiner Nähe und nutzt die Schlepp nicht aus. Ich habe ihm nur nie gesagt, dass er das doch bitte ohne Leine auch tun soll. Also: Erarbeiten wir das doch mal!

Beim erneuten Durcharbeiten meiner schlauen Bücher bin ich (bei Jean Donaldson) auf den Satz gestossen, dass die meisten Leute viel zu selten belohnen und viel zu früh damit aufhören.  Stimmt - denken wir nicht alle immer: Müssen so viele Leckerlie sein? Na ja, wenn man schnell und effektiv etwas über positive Verstärkung erreichen will: Ja. Würde Frau Donaldson sagen. Weil ein neues Verhalten bei einer sehr hohen Belohnungsrate viel schneller verankert wird.

Also Würstchenoffensive. Beim Reiten fliegt im Minutentakt - mindestens - ein Stückchen Wurst oder Trockenfutter. Für jedes Zu-Mir-Schauen, für jedes sofort Umdrehen, für jedes neben mir her Laufen. Klappt super, mal davon abgesehen, dass Frau Pony dauernd stehenbleibt und motzt und auch was haben will. Blacky läuft neben, kurz vor oder kurz hinter mir, guckt ab und zu entspannt in der Gegend rum, wenn er doch mal startet, Pfiff - Leberwurst (und erst mal wieder an die Leine).

Zu Fuß nutze ich jeden Spaziergang zum Üben, bin viel aufmerksamer, rufe ihn aus vielen Situationen, z.B. dem Spiel mit anderen ab und belohne belohne belohne - und es klappt immer besser. Erscheint er mir abgelenkt, gestresst, unruhig kommt die Schleppleine dran. Ist er wieder entspannt, gehts wieder ohne.

Nein, ich glaube, der Pudel ist keine "Jagdsau". Ich bin froh, dass er so schnell lernt - jedenfalls schneller als ich. Ich habe für frustriert sein, nachdenken, Lösung finden und mich dazu aufzuraffen, es auch durchzuziehen, länger gebraucht...

Pudel gepudert - Locken mit Flocken

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Bissel unscharf leider - Blackys erster Schnee! Nur ein paar Flocken, die auf dem Wollpulli hängengeblieben sind.
Letzten Winter hatten wir ja gar keinen Schnee, vielleicht kann Blacky ja dieses Jahr noch Bekanntschaft mit der weissen Pracht machen.
Bis jetzt hats nur zu ein bisschen Puderzucker und einem nassen Hund gereicht, aber das kann ja noch werden. Immerhin habe ich sogar endlich mein Auto in die Werkstatt zum Reifenwechseln gebracht, von mir aus darf es also Winter werden.
Eine schöne Vorweihnachtszeit euch allen!

Über RS

So God made a Dog

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Gerade hat Blacky Hühnerkarkassen auf den Wohnzimmerteppich geschleppt und da verzehrt. Oh Mann. Bäh. Und während ich Sagrotan versprühe, kommt mir der Gedanke - wie würde ich das mal wieder erklären?
Wie erklärt man Leuten, die keinen Hund haben, keinen wollen und es nicht verstehen, dass man einen hat, dass es überhaupt nichts macht, wenn er eklige Sachen auf dem Teppich frisst. Im Regen raus muss. Pupst. Mit dreckigen Pfoten aufs Bett springt. Dass ein Hund einfach das Schönste ist, das einem passieren kann. Man kann es nicht erklären. Und das ist irgendwie das Beste daran!

Zu solchen warmen Gedanken passt wunderbar dieses Video, bei denen ich immer Tränen in die Augen kriege... wer's also noch nicht kennt:

HIER KLICKEN

Und hier ist der Text dazu...

And on the 9th Day
God looked down on his wide eyed children and said they need a companion
So God made a Dog
God said I need somebody to wake up and give kisses, pee on a tree, sleep all day, wake up again, give more kisses, and then stay up till midnight basking in the glow of the television set.
So God made a Dog

God said I need somebody willing to sit, then stay, then roll over then with no ego or complaint dress in hats they do not need and costumes they do not understand. I need somebody who can break wind without a first thought or second thought. Who can chase tails, sniff crotches, fetch sticks and lift spirits with a lick. Somebody no matter what you didn’t do, or couldn’t take, or didn’t win, or couldn’t make will love you without judgment just the same.

So God made a Dog

God said I need somebody strong enough to pull sleds and find bombs, yet gentle enough to love babies and lead the blind. Somebody who will spend all day on a couch with the resting head and supportive eyes to lift the spirits of a broken heart.

So God made a Dog

It had to be somebody who would remain patient and loyal even thru loneliness. Somebody to care, cuddle, snuggle and nuzzle, and cheer and charm and snore and slobber and eat the trash and chase the squirrels. Somebody who would bring a family together with the selflessness of an open heart. Somebody who would bark, and then pant, and then reply with rapid wag of tail when their best friend says lets go for a ride in the car.

So God made a Dog

God said I need somebody who would stand at your side when the world around you collapses. Somebody to lie next to you during the long nights of pain and sorrow when it hurts to move, or talk, or think, or be. Somebody to stand guard, play games, snore for hours, and repeat as needed. Somebody to give you strength when you have none of your own. Somebody to fight when you have no fight left, to hold onto your soul as if it were their favorite toy, playing tug of war to keep you in this world. Somebody to be your companion and guide in this world and the next. Somebody to wait for you on the other side or stand guard in your absence until they can join you for eternity.

So God made a Dog

Wer bewegt wen?

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Der Fels in der Brandung. Jemand, "auf den man bauen kann". Souveränität, Autorität und Verlässlichkeit haben ganz viel mit Stabilität zu tun. Das Gegenteil  -  Unsicherheit und damit das Unvermögen, zu führen und zu leiten, assoziieren wir mit Instabiltät. Wir werden "aus der Bahn geworfen", jemand ist "ein Fähnchen im Wind", man kann sich auf ihn nicht verlassen.
Das sind nicht nur sprachlichen Metaphern, sie besitzen psycholgische Wahrheit. Für alle sozialen Wesen, nicht nur Menschen. Es geht um emotionale Stabilität - die ihren Ausdruck durchaus auch in körperlicher Stabilität findet.

Im Natural Horsemanship ist die Frage "Wer bewegt wen?" der Schlüssel
zum Vertrauen des Pferdes. Indem man dem Pferd zeigt, dass man selbst der Fels in der Brandung ist, wird man in seinen Augen zur Autorität, zum echten Anführer (nicht durch Gewalt oder Demonstration von Stärke). Pferde testen so, welchem anderen Pferd sie in einer Gefahrensituation folgen würden. Und Pferde hinterfragen auf diese Art den Menschen, der mit ihnen umgeht.

Meine Bonni ist absolut leicht und unkompliziert zu führen. Sie folgt mir am durchhängenden Strick, verstellt mir nicht den Weg, passt auf, wo ich hingehe. Um so mehr habe ich mich gewundert, als meine neue Reitbeteiligung mir erzählte, sie müsse Bonni ständig zum Weitergehen auffordern, von jedem Grashalm wegziehen. Meine gut erzogene Bonni? Mein schlaues Pony ist ein absoluter Meister in Spiel "Wer bewegt wen?" Ihr reicht ein winziger Schritt zur Seite - der neue Mensch weicht aus - und schon weiß sie, dass sie die Entscheidungen treffen kann, und muss. Denn von diesem Menschen ist nichts zu erwarten. (Zum Glück folgt daraus nicht, dass es beim Reiten gefährlich wird. Bonni mag es, auf ihre Untergebenen aufzupassen und trägt sie brav durch die Gegend).
Bei Bonni ist sowas schnell erledigt, die Reitbeteiligung hat gelernt, dass sie sich nicht rumschubsen lassen darf, und Bonni, die überhaupt keine Ambitionen hat, die Weltherrschaft an sich zu reissen, hat das sofort registriert. Also doch jemand, der was zu sagen hat!

Noch besser ist Bonni im emotionalen "Wer bewegt wen?" Wenn sie etwas nicht will, bleibt sie stehen und bewegt sich gar nicht mehr. Damit hat sie mich früher dazu gebracht, ungeduldig und wütend zu werden, mich aufzuregen. Sie hat mich emotional bewegt - aus dem Gleichgewicht gebracht (wieder so eine Metapher) und damit wieder und wieder die Bestätigung bekommen, dass man auf mich nicht 100% bauen kann. Erst, seit ich gelernt habe, auf ihre Frage"Muss das sein?" mit einem Lächeln und ruhiger Konsequenz zu antworten, ohne hektisch und unruhig zu werden, kann sie mir wirklich vertrauen.

Ich habe noch nie gehört, dass jemand dieses Prinzip auf Hunde anwendet. Aber ich glaube, es ist durchaus vergleichbar. Und man kann auch dem Hund in 1000 kleinen Alltagsdingen zeigen, dass er es ist, der sich bewegen muss - nicht wir. Mir kam der Gedanke, als ich Blacky vorhin angeleint habe. Ich bleibe - aus dem Umgang mit dem Pferd geschult - stur auf der Stelle stehen und erwarte, dass er zu mir kommt, und zwar so nahe, dass ich mühelos die Leine einhaken kann. Ich gehe keine zwei Schritte zu ihm hin. Ebenso wenig lasse ich mich auch nur einen Zentimeter zur Seite ziehen (Da war Bonni die perfekte Lehrerin). Sollte er doch mal zur Seite ziehen, dann beordere ich den Hund zu mir zurück, auf den Weg, den ich gehen wollte. Ich weiß, wo ich langgehen will, und wenn mein Hund weiß, dass ich weiß, was ich tue - dann bin ich für ihn auch kein Fähnchen im Wind.

Ich glaube, es lohnt sich, mal darauf zu achten, wer wen bewegt. Kriegt der Hund mich dazu, dauernd auf ihn zu reagieren? Hinter ihm herzurennen? Kann er mich ziehen, anhalten, schneller werden lassen? Und wenn ja - wozu macht mich das? Zu einem Fels in der Brandung sicher nicht.
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